Meinrad Furrer ist enttäuscht: «Der Vorfall trifft mich persönlich. Die Queerbibel ist nämlich ein Herzensprojekt», sagt der Teamleiter der Peterskapelle. Er spricht einen Vorfall von Mitte September an. Damals ist die Bibel aus der Peterskapelle der Katholischen Kirche Stadt Luzern verschwunden.
Die Kirche hat Anzeige erstattet. Die Aufnahmen einer Überwachungskamera in der Peterskapelle wurden der Polizei übergeben.
Die Täterschaft wollte die Bibel unsichtbar machen.
Als Motiv vermutet Meinrad Furrer eine queerfeindliche Haltung: «Die Täterschaft wollte die Bibel unsichtbar machen, damit andere Personen von der Bibel nicht profitieren können.» Zudem sei auch Material aus der Kapelle entwendet worden.
Verunstaltet und gestohlen
Es ist nicht der erste Vorfall in der Peterskapelle. Die Bibel wurde bereits im letzten Sommer verunstaltet und gestohlen. Jetzt ist sie erneut weg. Im Gästebuch der Kapelle wurden auch Hassbotschaften hinterlassen. Jemand habe geschrieben, dass Homosexualität eine Sünde sei.
«Wir beobachten, dass die Vorfälle zunehmen, wenn wir kontroverse Themen behandeln bei unseren Veranstaltungen», sagt Meinrad Furrer. Die Peterskapelle macht immer wieder mit aussergewöhnlichen Aktionen auf sich aufmerksam – zuletzt beispielsweise mit dem Projekt eines KI-Jesus im Beichtstuhl.
Queere Menschen werden vermehrt mit Hass konfrontiert. Zahlen der Organisation Pink Cross zeigen, dass queerfeindliche Vorfälle zunehmen. Von 2022 bis 2023 haben sich diese mehr als verdoppelt. Die Vorfälle reichen von Beleidigungen bis zu körperlicher Gewalt.
Für Meinrad Furrer ist klar, dass die Kirche hier ein Zeichen setzen könne. Er will sich durch die Vorfälle denn auch nicht unterkriegen lassen. «Das Projekt der Queerbibel ist inspirierend und hilfreich für viele Menschen», sagt er. Die Bibel werde wieder ersetzt. Bis dahin sei sie online zugänglich.
Die homophoben Einträge im Gästebuch seien übrigens durch eine andere Person umgeschrieben und korrigiert worden. Das zeige, dass das Team der Peterskapelle auch viel Zuspruch erhalte. Und, fügt Meinrad Furrer an: Die Luzerner Peterskapelle soll auch in Zukunft ein Ort des Dialogs bleiben.