Es ist ein Kleingartenidyll gleich am Fluss: die 80 Schrebergärten im Härdli im aargauischen Neuenhof bei Baden. Ein Paradies, das allerdings bedroht ist. Die Schrebergärten sollen einer grossen Wohnüberbauung weichen. Denn: Bauland ist knapp im boomenden Limmattal vor den Toren Zürichs.
«Wir sind eine grosse Familie und wir wollen nicht auseinandergerissen werden», sagt Mirjana Banovic, die Präsidentin des hiesigen Gartenvereins. Sie besitzt seit 35 Jahren einen Schrebergarten auf dem Areal in Neuenhof, zwischen Eisenbahnlinie und Limmat. «Wir lieben unseren Garten, und wir wollen hier bleiben», betont Banovic.
Während in Neuenhof die Auseinandersetzung noch am Anfang steht, ist sie an anderen Orten bereits entschieden. Eine entsprechende Statistik gibt es zwar nicht, doch Nicole Bauer von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sagt, dass es in den letzten Jahren verschiedene Schrebergärtenareale gab, die aufgehoben wurden.
«Das hat mit dem Trend zur Urbanisierung zu tun», erklärt Bauer. «Mehr Menschen wollen in der Stadt wohnen, deshalb kommt es zur Aufhebung der Gartenareale.» Es ist eine Entwicklung, die politisch gewollt ist. «Die Verdichtung ist ein Risikofaktor für Familiengärten.»
Das ist ein emotionaler Schlag.
Dass die Fläche von Schrebergärten zurückgehen, beobachtet auch Otmar Halfmann, der Präsident des Schweizer Familiengärtner-Verbands. Solche Diskussionen gehen an den Gärtnerinnen und Gärtner nicht spurlos vorbei, betont er: «Das ist für jeden ein emotionaler Schlag. Denn die Leute, die zum Teil über Jahrzehnte eine Parzelle bewirtschaften, die identifizieren sich damit.»
Es habe allerdings auch ein Umdenken stattgefunden, sagt Halfmann. Gerade Grossstädte würden sich wieder für Familiengärten einsetzen. Themen wie Artenvielfalt und Klimawandel begünstigten eine Unterstützung der Gartenareale. «Wir haben hier eine Blumenvielfalt, die finden sie wahrscheinlich in keinem botanischen Garten», sagt Halfmann und lächelt.
So sind Schrebergärten im Clinch zwischen verschiedenen Megatrends. Urbanisierung und Verdichtung auf der einen, Klimawandel und Artenvielfalt auf der anderen Seite. Deshalb sind sie auch nicht überall dem Untergang geweiht, wie ein Blick ins zürcherische Adliswil und ins bernische Münsingen zeigt.
Stimmvolk hat ein Herz für Schrebergärten
Der Bezirk Horgen, zu dem Adliswil gehört, lehnte im Mai dieses Jahres die Umzonung eines Gebiets inklusiv Schrebergarten zu einem Gewerbegebiet ab. In Münsingen sagte die Stimmbevölkerung im September ebenfalls Nein zu einer Umzonung ab. Hier wäre anstelle von Schrebergärten eine Wohnüberbauung geplant gewesen.
Ob es auch in Neuenhof ein solches Happy End für die Schrebergärtnerinnen und Schrebergärtner gibt, scheint allerdings fraglich. Denn das Gebiet wurde bereits 2017 mit dem Segen der Stimmbevölkerung umgezont.
Die Suche nach einem Ersatzareal gestaltet sich bis jetzt schwierig. Mirjana Banovic setzt sich deshalb weiter für den jetzigen Standort ein: «Ich gebe den Kampf nicht auf.»