Die Schule hat in der Schweiz erst gerade wieder begonnen – oder noch nicht einmal. Und schon sind viele Kinder nicht mehr im Klassenzimmer. Stattdessen gehen Lehrer und Lehrerinnen mit ihnen auf den Pausenplatz und spritzen sie mit dem Gartenschlauch ab. Oder bringen sie gleich ins Schwimmbad.
Eine kleine, nicht repräsentative Umfrage bei Schulen im Land ergibt: Die Hitze lässt sich in vielen Schulen offenbar nur so aushalten. Viele Kantone empfehlen den Lehrpersonen sogar, ins Schwimmbad, den Wald oder den Keller zu gehen.
Man kann ja nicht die ganze Unterrichtszeit im Schwimmbad verbringen, weil man doch Lernstoff zu vermitteln hat.
Dagmar Rösler ist Präsidentin des Schweizerischen Dachverbands für Lehrerinnen und Lehrer. Die oberste Lehrerin sagt, es sei ein wenig komplizierter mit der Hitze, als sich das viele Kantone vorstellten: «Man kann ja nicht die ganze Unterrichtszeit im Schwimmbad verbringen, weil man doch Lernstoff zu vermitteln hat.» Und Unterricht im Keller sei oft ebenfalls keine Lösung: «Wenn man daran denkt, dass man zehn Klassen in den Keller verlegen muss und alle sollten dort noch irgendwie konzentriert lernen. Dann kann man sich das schon nicht so gut vorstellen.»
Die Lehrer-Präsidentin ist der Meinung, es brauche mehr als gut gemeinte Empfehlungen, zumal die Hitzeperioden zunehmen dürften. «Ich plädiere dafür, dass man ein grosses Augenmerk auf Lüftung, auf Ventilation, auf Klimaanlagen legt, wenn es Neubauten oder Sanierungen von bestehenden Schulhäusern gibt.»
Sie höre von Gemeinden, wo neue Lüftungen im Schulhaus gestrichen worden seien wegen der Kosten. Und weil in nächster Zeit in der Schweiz viele Schulhäuser saniert werden müssen, wünscht sich Dagmar Rösler einheitliche, verbindliche Regeln. Von den Kantonen – diese sollten messen, wo es wie heiss sei und dann vorschreiben, wo eine Klimaanlage, wo eine Lüftung eingebaut werden müsse. Und auch Geld dafür bereitstellen.
Den Gemeinden fehlt das Geld
Heute sind die Gemeinden zuständig für die meisten Schulhäuser, und vielen fehlt schlicht das Geld für Zusatzausgaben wegen Hitze. Dagmar Rösler sagt: «Ich möchte daran erinnern, dass es darum geht, dass unsere Kinder und Jugendlichen und Lehrpersonen in einem Umfeld arbeiten können, wo es angenehm ist.» Die oberste Lehrerin weiss, dass Klimaanlagen oft kritisiert werden wegen ihres Stromverbrauchs. Sie sagt aber, sie kenne Beispiele von Schulhäusern, wo die Anlagen mit Solarstrom liefen.
Neben baulichen Anpassungen könnte man auch darüber nachdenken, die Sommerferien nach hinten zu verschieben oder gleich zu verlängern. Allerdings ist es schwierig, sie genau auf die Hitzeperiode zu legen. So war es dieses Jahr vor den Ferien heiss – und jetzt, danach, ist die Hitze zurückgekommen. Trotzdem sagt Dagmar Rösler: «Vielleicht müssen wir offen sein für etwaige Anpassungen oder Verschiebungen, wie in anderen Ländern. Die haben dann aber keine Herbstferien mehr.» Man müsse sich gut überlegen, was das heisse für Kinder und Familien.
Im Moment wird das Thema Schule und Hitze in den Kantonen sehr unterschiedlich behandelt. So prüft Basel-Stadt, ob die Ferien anders aufs Schuljahr verteilt werden könnten, Bern will von Verschiebungen nichts wissen. In einem Gremium sprechen alle Kantone zusammen über das Thema Schule.
Dort aber heisst es, Hitze und Schule sei Sache der einzelnen Kantone und Gemeinden. Die oberste Schweizer Lehrerin wünscht sich hingegen mehr schweizweite Hitzeplanung, jetzt, wo es zunehmend heiss wird im ganzen Land.