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Schutz des Klimas Linke wollen weniger Fleisch auf Schweizer Tellern

  • Grüne und Linke fordern, dass Schweizer Bauern ihren Nutztierbestand um einen Viertel reduzieren.
  • Die Bevölkerung soll weniger Fleisch und vermehrt pflanzenbasiert essen.
  • Der Futterbedarf für die Fleischproduktion sei zu hoch und bedrohe den Regenwald, sagt Nationalrat Bastien Girod (Grüne/ZH).
  • Bauernvertreter sind verärgert. Fleisch werde immer mehr wie Zigaretten behandelt, sagt Nationalrat Mike Egger (SVP/SG).

Der Kampf gegen den Klimawandel erreicht unsere Esstische. «Der heutige Fleischkonsum ist nicht nachhaltig», kritisiert Nationalrat Bastien Girod von den Grünen. Deshalb fordern er und seine Partei einen raschen und tiefgreifenden Umbau der Landwirtschaft: Die Schweizer Bauern sollen ihren Tierbestand in nur zehn Jahren um einen Viertel reduzieren.

«Wir wollen keine Massentierhaltung und keine Futtermittelimporte mehr», erklärt der Umweltwissenschaftler und Nationalrat gegenüber der «Rundschau» die radikale Forderung. Der hohe Sojabedarf der industriellen Tiermast bedrohe die Regenwälder und das Methan aus dem Magen der Rinder sei ein besonders schädliches Treibhausgas.

Mehr Gemüse und Veggie-Burger

Die Grünen fordern massiv weniger Nutztiere in den Schweizer Ställen. Im Gegenzug dürfe aber auf keinen Fall mehr Fleisch importiert werden: Ihr Ziel ist, dass die Bevölkerung vermehrt «pflanzenbasiert» isst.

Auf den klimafreundlichen Speisezettel sollen also mehr Gemüse und Veggie-Burger statt Koteletts und Cervelats. Heute gebe es sehr viele gute fleischlose Alternativen, die «kulinarisch ein richtiger Genuss» seien, so Girod.

Bauernpräsident spricht von Schnapsidee

«Fleisch wird immer mehr wie Zigaretten behandelt», empört sich der St. Galler SVP-Nationalrat und Metzger Mike Egger. Dabei sei Fleisch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Diese Debatte sei völlig aus dem Ruder gelaufen.

«Es ist eine Schnapsidee, wenn man den Leuten vorschreiben will, was sie zu essen haben», sagt auch CVP-Nationalrat und Bauernverbandspräsident Markus Ritter. «Die Bevölkerung soll essen dürfen, was sie will.» Er hält die Fleischproduktion hiesiger Bauern für klimaverträglich: «Wir versuchen, so wenig wie möglich und nur nachhaltig produziertes Futter zu importieren.»

Schweizer Rinder fressen tonnenweise Soja

Support erhalten die Grünen von der SP und der GLP. «Viel Fleisch wird mit importierten Futtermitteln hergestellt, die letztlich den Regenwald gefährden», sagt der Basler SP-Agrarpolitiker Beat Jans. Die Schweiz habe heute viel mehr Nutztiere, als sie selber mit inländischem Futter ernähren könne und importiere pro Jahr mehr als 1.5 Millionen Tonnen Futtermittel.

Deshalb sei die Forderung nach einer massiven Reduktion des Bestandes richtig und werde von der SP unterstützt, so der Nationalrat. Seine Familie habe den Fleischkonsum wegen des Klimas bereits stark eingeschränkt. «Vor allem, weil meine ältere Tochter sagt, sie wolle gar kein Fleisch mehr.»

Die Forderung der Grünen sei willkürlich, sagt dagegen Franz Hagenbuch. «Man könnte ja auch fordern, der Flughafen Zürich müsse um einen Viertel schrumpfen», so der Präsident des Schweizer Rindermästerverbands, Swiss Beef. Er selber mästet intensiv und verfüttert seinen Tieren auch Kraftfutter mit Import-Soja. Dieses Futter sei aber als «nachhaltig» zertifiziert und stamme daher nicht von gerodeten Regenwaldflächen, betont er.

Er versichert, die intensive Mast sei aus Klimasicht besser als ihr Ruf, weil es sich um eine äusserst effiziente Form der Landwirtschaft handle.

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