Bei medizinischen Notfällen die Nummer 144 wählen: Das lernt man in der Schweiz bereits als Kind. Die Notrufnummer ist eigentlich für ernsthafte Notfälle gedacht, gewählt wird sie aber immer wieder auch in Fällen, in denen es nicht um Leben und Tod geht.
Die Rettungssanitäterinnen und -sanitäter kommen derweil an den Anschlag: Im Jahre 2023 leistete Schutz und Rettung Zürich mehr als 41'000 Sanitätseinsätze. Das waren zwar etwas weniger als noch 2022, doch in den Jahren davor sind die Einsatzzahlen konstant angestiegen.
Um den Notfalldienst zu entlasten, hat Schutz und Rettung Zürich einen neuen Beruf ins Leben gerufen: die «präklinische Fachspezialistin».
Alleine und ohne Blaulicht unterwegs
Das Besondere daran: Diese präklinischen Fachspezialisten rücken nicht wie bisher zu zweit aus, sondern allein und ohne Blaulicht. Aktuell beschäftigt Schutz und Rettung Zürich deren zwei, fünf weitere sind noch in Ausbildung. Das Ziel ist, dereinst rund um die Uhr damit verfügbar zu sein.
«Nach langer Vorbereitungs- und Projektzeit können wir jetzt endlich starten», sagt Michael Schumann, Bereichsleiter Sanität bei Schutz und Rettung Zürich. Insgesamt habe die Vorbereitungszeit rund drei Jahre gedauert.
Man habe den neuen Beruf genau evaluiert und austariert, die medizinischen und rechtlichen Kompetenzen abgeklärt und schliesslich auch auf die Bewilligung der kantonalen Gesundheitsdirektion warten müssen. Diese liegt nun vor.
Nach langer Vorbereitungs- und Projektzeit können wir jetzt endlich starten.
Der Beruf «präklinische Fachspezialistin» ist denn auch neu im Schweizer Rettungswesen. Laut Michael Schumann brauche es ihn, weil sich die Einsätze verändert hätten. Patienten bräuchten oft keine notfallmässige Versorgung oder gar eine Hospitalisation. «Es gibt mehr Einsätze, bei denen es nicht unbedingt einen Rettungswagen mit zwei diplomierten Rettungssanitätern braucht», sagt Schumann.
Ab April geht es so richtig los
Wenn jemand die Notrufnummer 144 wählt, wird zuerst entschieden, ob es lebensbedrohlich ist oder nicht. Nach weiteren Rückfragen kommt dann neu je nach Situation eben ein präklinischer Fachspezialist zum Einsatz. Wenn ein Patient oder eine Patientin zum Beispiel «nur» über Blutdruckprobleme oder Schwindel klagt.
«Wir können den Patienten zuhause untersuchen und dann vor Ort beurteilen, ob eine schwere Erkrankung tatsächlich ausgeschlossen werden kann», erklärt Anja Bodenmann, eine der ersten beiden «präklinischen Fachspezialistinnen» von Schutz und Rettung Zürich.
Nach der Untersuchung könne sie den Patienten oder die Patientin auch direkt behandeln, so Bodenmann. «Wir können auch beraten, wie sich der Patient verhalten soll, wenn sich die Symptome nicht verbessern. Ob er zum Hausarzt oder dann doch ins Spital soll.»
Im März sind die zwei Spezialistinnen noch mit einem Notfallarzt unterwegs. Danach gehts zur Prüfung bei der ärztlichen Leitung. Ab April rückten sie dann alleine aus, so Flavia Bütler, Abteilungsleiterin Bildung Sanität bei Schutz und Rettung Zürich.
Es dürfte sich für alle lohnen – wie Michael Schumann sagt. Allein im Jahr 2022 hätten mit diesen neuen Fachleuten wohl fast 2000 Patienten nicht ins Spital gehen müssen.