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Schweiz 40 Jahre «Sauver Lavaux» – Franz Weber gegen jeden Kompromiss

Seit vier Jahrzehnten kämpft Franz Weber für die Weinregion am Ufer des Genfersees: «Sauver Lavaux». Die Waadtländer Weinbauern, die ihn damals zu Hilfe riefen, treibt er mittlerweile zur Verzweiflung. Zu kompromisslos erscheint ihnen der heute 88-jährige Basler.

Villa Dubochet in Montreux. Ein verspielter Bau aus dem 19. Jahrhundert. Seidentapeten mit roten, gelben, blauen und weissen Blumen. Darüber hängen Zeitungsseiten, anstelle von Bildern. Sie zeigen Franz Weber – als Winkelried oder als Superheld, der eine Planierraupe mit einer Hand umwirft.

Franz Weber vor dem Bundesgericht in Lausanne am 22. Mai 2013.
Legende: Franz Weber im Mai 2013: Unermüdlicher Kämpfer für den Naturschutz. Keystone

In natura ist Franz Weber inzwischen schlohweiss. Er sieht zerbrechlich aus. Doch sitzt er keinen Augenblick still, wenn er vom Anfang erzählt, als die ersten Meldungen über die Ticker liefen: «Der Meisterverteidiger von bedrohten Stätten hat soeben mit Unterstützung einer Gruppe grimmig entschlossener Weinbauern eine Kampfgemeinschaft gegründet: «Rettet Lavaux», erinnert sich Weber.

Vierzig Jahre ist es her, seit der damalige Journalist und Naturschützer von Weinbaurn aus dem Dorf Aran-Villette zu Hilfe gerufen wurde. Viele Siege und drei Volksinitiativen später wünschen viele Weinbauern ihren Retter nicht mehr in die Weinberge, sondern ins Pfefferland.

Winzerpräsident Keller: Wie die Affen im Zoo…

Ortswechsel: Saint-Saphorin im Lavaux. Pierre Keller sitzt im Garten seines Hauses. Der Präsident der Waadtländer Weinbauern ist sich sicher, dass «dieser Franz Weber» viel zu weit geht: «Weber verhindert jede Entwicklung. Das Lavaux wird zum geschlossenen Zoo, die Weinbauern zu Affen, von den Touristen bestaunt.»

Interessanterweise zollt aber auch Keller dem Umweltschützer Respekt. Im Prinzip habe Weber nicht unrecht: «Man kann nicht einfach planlos überall Häuser hinstellen für die Genfer und andere Zugereiste.»

Eigentlich wünscht sich also der Winzer mehr ruhelose Kämpfer wie Weber in der Politik. Was ihn aber stört, ist diese rigide Deutschschweizer Mentalität: «Ich bin nicht sicher, ob Weber genug Wein trinkt. Vielleicht würde ihn das realistischer und weniger drakonisch machen», sagt Keller.

Weber sieht Weltkulturerbe ihn Gefahr

Weber kontert: «Gerade weil ich Weisswein trinke, ist mir bewusst geworden, dass man das ganze Gebiet retten muss. Denn sonst gibt es keinen Weisswein mehr.

Das Lavaux ist Unesco-Weltkulturerbe. Die Terrassen voller Rebensind durch die Waadtländer Verfassung geschützt. Doch Weber fürchtet die Schlupflöcher der Immobilienhändler. Vor vier Jahren hat er deshalb eine neue Initiative eingereicht, um das Lavaux zu retten. Die dritte. Und inzwischen nehmen die Waadtländer den Basler ernst.

Verspottet, ausgegrenzt – jetzt erhört

So kündigte die zuständige Regierungsrätin Béatrice Métraux kürzlich einen Gegenvorschlag an, der öffentliche Bauten wie Schulen oder Spitäler im Lavaux erlauben soll. Das markiert eine neue Strategie im Umgang mit Weber, der anfänglich verspottet und dann ausgegrenzt wurde. Heute werden seine Anliegen von der Regierung aufgenommen.

Darüber mag sich Weber allerdings nicht freuen: «Was wir haben, müssen wir schützen. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren. Da müssen wir ganz radikal schützen und Schluss machen.» Winzerpräsident Keller ist da ganz anderer Ansicht: «Ein Deutschschweizer, der den Waadtländern sagt, was sie zu tun haben? Das geht gar nicht.»

brut; fref

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