Wer länger arbeitet, bezieht weniger lang Rente: Nach dieser Logik funktionieren die Vorschläge des Bundesrats.
Länger arbeiten zu können, entspreche auch einem Wunsch der Arbeitnehmer. Das zeige eine Studie, sagt Jürg Brechbühl, Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen. «Die Arbeitnehmer sind auch nicht mehr so erpicht darauf, von einem Tag auf den andern aus dem Erwerbsleben auszuscheiden.» Diese Vorschläge stossen nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Doris Bianchi vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund kontert: Mit 66 oder 67 Jahren würden nur noch qualifizierte Fachleute arbeiten. Für die anderen sei vorher Endstation. «Ältere Mitarbeitende sind auf dem Arbeitsmarkt nicht besonders gefragt», sagt Bianchi. Vor allem jene mit einer schlechten Ausbildung hätten heute schon Mühe, überhaupt bis zum Rentenalter zu gelangen.
Umdenken bei Arbeitgebern
Der Grund liegt auf der Hand: Ältere Arbeitnehmer kosten den Arbeitgeber mehr, sind fachlich nicht immer auf dem neusten Stand und vielleicht gesundheitlich angeschlagen. Da brauche es ein Umdenken bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sagt Brechbühl.
Arbeitgeber müssten etwa Teilzeitstellen anbieten. Im Gegenzug müssten Arbeitnehmer in Kauf nehmen, dass es nicht immer nur aufwärts gehe mit der Karriere und dem Lohn. «Wir müssen uns fragen, ob die heutige Rolltreppenlohnkarriere ein Modell mit Zukunft ist», sagt Brechbühl.
Weiterbildungsangebote und Kündigungsschutz
Karriereknick und Lohneinbussen im Alter sind für Gewerkschafterin Doris Bianchi keine Lösung. Komme die Reform der Altersvorsorge, brauche es vielmehr gute Weiterbildungsangebote und einen höheren Kündigungsschutz für ältere Mitarbeiter. Welche Anreize der Bundesrat setzen will, damit Arbeitnehmer im Arbeitsleben bleiben können, lässt er bisher offen.