Die Gewerkschaftsbewegung hat eine ihrer prägendsten Figuren der letzten zwei Jahrzehnte verloren. Der frühere Berner SP-Nationalrat André Daguet ist einen Monat vor seinem 68. Geburtstag gestorben. Er litt an der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer chronischen und fortschreitenden Erkrankung des zentralen Nervensystems.
Die Gewerkschaft Unia verliere mit ihrem ehemaligen Geschäftsleitungsmitglied einen guten Freund, engagierten Gewerkschafter und profilierten Genossen, der entscheidend an der Entstehung der Unia beteiligt gewesen sei. Bis zum Schluss habe er sich trotz seiner schweren Krankheit intensiv und mit grossem Optimismus am Meinungsaustausch und an politischen Diskussionen beteiligt.
Daguet hatte vor fünf Jahren einen Herzstillstand erlitten. Obwohl er sich danach gesundheitlich wieder gut fühlte, war es ihm immer mehr bewusst geworden, dass man die Chance nicht verpassen sollte, sich dann zu verabschieden, «solange man dies mit aufrechtem Gang und gesund tun kann». Mit diesen Worten gab er im Februar 2011 seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Nationalrat per 30. Mai des selben Jahres bekannt.
Gewerkschaften fusioniert
Daguet war massgeblich an der Fusion der Gewerkschaften SMUV (Schweizerischer Metall- und Uhren-Arbeitsnehmer-Verband) und GBI (Gewerkschaft Bau und Industrie) zur Gewerkschaft Unia im Jahr 2004 beteiligt und trug entscheidend zu deren heutigen Stärke als Sozialpartnerin bei. Von 1986 bis 1996 war Daguet Generalsekretär der SP Schweiz – an der Seite von Parteipräsident Peter Bodenmann.
Von 2003 bis 2011 vertrat Daguet die Berner SP im Nationalrat. SP-Präsident Christian Levrat würdigte Daguet in einer Mitteilung der SP als einen «glaubwürdigen und ehrlichen Politiker», der immer den Draht zu den Menschen gefunden habe. «Er hat die Schweizer Sozialdemokratie über Jahrzehnte geprägt.»