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Ein Bild eines vollen Hörsaals an der Universität St. Gallen.
Legende: Die Studenten sollen eine allfällige wissenschaftliche Karriere besser planen können. Keystone/Archiv

Schweiz Appell junger Akademiker zeigt Wirkung

Wer Universitätsprofessor ist, hats geschafft: spannende Arbeit, guter Lohn, praktisch unkündbare Stelle. Doch so viel Glück haben nur sehr wenige im Wissenschaftsbetrieb. Der sogenannte akademische Mittelbau muss mit prekären Arbeitsbedingungen leben. Nun schlägt der Bundesrat Verbesserungen vor.

Caspar Hirschi ist erst 39 Jahre alt und bereits ordentlicher Professor an der Universität St. Gallen. Eine steile Karriere: «Ja ich habe das Glück gehabt, sehr jung auf einen Lehrstuhl gewählt zu werden», sagt er. «Ich bin mir bewusst, dass es hierfür nicht nur eine hohe Leistung sondern auch viel Glück braucht.»

Denn ein Lehrstuhl im Fach Geschichte wird in der Schweiz nur alle paar Jahre frei. Hunderte von hochqualifizierten Leuten bleiben irgendwo zwischen Doktorat und der Professur im sogenannten akademischen Mittelbau auf der Strecke.

Diese «Post-Docs» haben gleich mehrere existentielle Probleme. So sind die meisten Arbeitsverträge auf ein bis drei Jahre befristet. Auch die Abhängigkeit von den Professoren sei ein Problem, sagt Hirschi. «Die meisten Leute können nicht selbstständig forschen und sich nicht frei entfalten.» Schliesslich seien die Löhne im Vergleich zu den Möglichkeiten ausserhalb der Universität «sehr tief».

Vorschläge bedeuten Systemwechsel

Nun schlägt der Bundesrat unter anderem vor, vermehrt Assistenzprofessuren zu schaffen, die nicht mehr kündbar wären. Das wäre eine Verbesserung, mit der auch Antonio Loprieno einverstanden ist.

Dem Präsidenten der Schweizer Universitätsrektoren ist aber durchaus bewusst, dass damit die heute fast schon absolute Macht der ordentlichen Professoren beschnitten würde. Dieser Systemwechsel dürfte deshalb nicht allen leicht fallen.

«Natürlich ist die Tradition, aus der wir kommen, immer noch sehr präsent in unseren Adern», sagt Loprieno. «Aber die Tatsache, dass sich fast alle Schweizer Universitäten für diese Flexibilisierung der akademischen Karriere entschieden haben, spricht für eine breite Akzeptanz des Berichts des Bundesrates.»

Bund soll die Kosten übernehmen

Mehr Assistenzprofessuren für junge Akademiker kostet aber Geld, das die Universitäten nicht haben. Da müsse der Bund einspringen fordert Martin Vetterli, Präsident des Forschungsrates beim Schweizerischen Nationalfonds. «Der Bund könnte eine Anreizfinanzierung auf den Tisch legen», sagt er.

Davon ist in dem bundesrätlichen Bericht, der als Reaktion auf ein Positionspapier junger Forschender von 2012 erstellt wurde aber keine Rede. Dennoch sind die jungen Forscher fürs erste zufrieden. Professor Hirschi spricht von einem grossen Schritt in die richtige Richtung.

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