Geschätzte 8 Milliarden Franken gaben Schweizer dieses Jahr im Ausland aus. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme besser als in der Schweiz, so das Argument der Einkaufstouristen.
Warum sind identische Produkte in der Schweiz teilweise doppelt so teuer, wie etwa in Deutschland? Martin Schläpfer, Leiter Direktion Wirtschaftspolitik vom Migros-Genossenschafts-Bund dazu: «Wir haben die Währungsgewinne weitergegeben. Die Migros hat die Preise gesenkt.» Aber es sei glasklar, die Preisdifferenzen seien zu gross. Die Migros kämpfe seit Jahren gegen die Schweizer Importregelungen.
Mehrere Gründe für hohe Preise
Preisüberwacher Stefan Meierhans ist nicht ganz dieser Meinung: «Wir haben das untersucht. Es gibt mehrere Gründe für die hohen Preise identischer Produkte, die im Ausland hergestellt wurden.» Viele Importeure verlangten in der Schweiz mehr, das sei so. «Aber die Detailhändler haben auch hohe Infrastrukturkosten.»
Schläpfer darauf: «Wir zahlen keine Boni. Aber was wichtig ist: Wir sind gezwungen, die Güter in der Schweiz zu beziehen. Wir können nicht über die Grenze gehen und einkaufen. Wir kämpfen seit Jahren gegen diese Regulierung.»
Sylvia Flückiger-Bäni, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Nationalrätin SVP/AG pflichtet dem Migros-Vertreter bei: In der Schweiz bezahlten die Gewerbler zudem höhere Mieten, auch die Löhne und Lohnnebenkosten seien höher.
Auch in der Schweiz Vorteile
Prisca Birrer-Heimo, Präsidentin Stiftung für Konsumentenschutz und Nationalrätin SP/LU lässt diese Argumente nicht gelten: Laut einer Studie sei die Mehrwertwerts- und Unternehmenssteuer tiefer als im Ausland. Zudem arbeite das Verkaufspersonal produktiver. «Aber was wir bezüglich den Importeuren tun können: Wir können die Kartellgesetze verschärfen. Da sind wir dran, dass sich etwas ändert.»
Problem sei regulierter Markt
Schläpfer von der Migros wirft ein: «Das Problem ist, dass wir in der Schweiz regulierte Preise haben. Der Agrarmarkt etwa ist abgeschottet. Ein Schweizer Konsument zahlt für Zölle und Abgaben pro Jahr total 700 Millionen Franken. Alleine 200 Millionen beim Fleisch.»
Preisüberwacher Meierhans macht geltend, dass sich die Detailhändler mehr anstrengen müssten, um günstiger zu werden. «Die Schweizer Detailhändler müssen sich fit machen, besser werden, Kosten senken.»
Sylvia Flückiger-Bäni von der SVP widerspricht: «Die Schweizer Gewerbler können mit den Preisen nicht mehr runter. Es stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel.»
Konsument ernst nehmen
Birrer-Heimo vom Konsumentenschutz dazu: «Wir müssen dort etwas tun, wo man bei identischen Produkten in der Schweiz viel mehr bezahlt als im Ausland. Wenn die Wertschöpfung im Land stattfindet, also in der Schweiz produziert wird, dann hat das auch seinen Wert.»
Der Konsument wisse das auch, so Birrer-Heimo. «Es gibt sehr wohl Leute, die nur auf den Preis gucken, aber es gibt auch viele Konsumenten, die mehr zahlen, weil nachhaltig und regional produziert wird.» Aber wichtig sei, dass man den Konsumenten nicht für dumm verkaufen könne. Für ein identisches Produkt wolle er in der Schweiz nicht mehr zahlen als im Ausland.