Turbulente Zeiten hat die Diskussionssendung «Arena» in den letzten zwei Jahrzehnten erlebt. In bester Erinnerung sind die Auftritte der grossen Kontrahenten Peter Bodenmann und Christoph Blocher. Ebenso die Interventionen von «Dompteur» Filippo Leutenegger, der die Talkshow 1993 gegründet und über viele Jahre hinweg geleitet hatte.
Die Sendung habe heute zweifellos nicht mehr die «Leuchtturmfunktion» wie in den 1990er Jahren, stellt Politologe Michael Hermann gegenüber SRF fest. Damals sei die alte Politlandschaft der Schweiz und des Kalten Kriegs aufgebrochen und habe sich neu formiert. Hermann erinnert an die grossen epischen Kämpfe zwischen EU-Befürworten und -Gegnern, an das Aufkommen der starken Figuren Christoph Blocher und Peter Bodenmann. Dies spezielle Konstellation gebe es heute nicht mehr.
Politologe Hermann: Alles ein bisschen harmloser
Die Sendung bietet nach den Worten von Hermann auch heute lebendige und spannende Diskussionen aus, doch haben sie nicht mehr dieselbe Bedeutung. Die Akteure wie auch deren Argumente seien mit den Jahren eingeschliffener und professioneller geworden. Es sei nicht mehr so einfach, zu provozieren und zu schockieren. «Das macht auch alles ein bisschen harmloser», betont Hermann.
Als typisch schweizerisch an der «Arena» bezeichnet Hermann den Einbezug des Publikums im engen Ring und das Argumentieren auch aus der zweiten Reihe heraus. Der Politiloge streicht zugleich die Bedeutung der «Arena» als Informationssendung vor Abstimmungen heraus: «Es ist einzigartig schweizerisch, wie dort wirklich klar über politische konkrete Sachfragen und Gesetzte gesprochen werden kann.
Medienwissenschaftler Schade: Wichtiger Blick auf die Köpfe
Der in Chur tätige Medienwissenschaftler Edzard Schade erinnert, dass es politische Diskussionsendungen im Radio und TV bereits lange vor der «Arena» gegeben habe. Erstmals sei aber mit der «Arena» das Vereinfachende und Zuspitzende wirklich in den Vordergrund gestellt worden.
Der oft gehörten Kritik, die Diskussionen gingen im Schlagabtausch unter, kann Schade nichts abgewinnen. Aufmerksamkeit erregen sei die Kernkompetenz der Medien wie auch der Politik. Die «Arena» sei insofern direkt meinungsbildend, indem sie Themen setze. Indirekt, indem sich die Politik auch auf solche Formate ausrichte.
Besonders spannend findet Schade an der «Arena» das Mitteilungsverhalten der Teilnehmenden: Kann jemand etwas ruhig darlegen oder verliert er die Contenance? Hier gebe es viel Überraschendes, während die Statements meist bekannt seien. «Das sind wichtige Botschaften für die Meinungsbildung und letztendlich für die Bevölkerung», sagt Schade.