Der Stadtpräsident von Freiburg, Pierre Alain Clément, traute seinen Augen nicht, als er diese Woche auf die Liste des Bundesamtes für Raumentwicklung schaute. Er glaubte an einen Witz. Die Kantonshauptstadt ist mit einem Zweitwohnungsanteil von mehr als 20 Prozent aufgeführt.
Er finde es absurd, dass die Stadt Freiburg mit einem Touristenort in den Walliser Alpen gleichgesetzt werde. Clément hat eine einfache Erklärung, weshalb Freiburg einen hohen Zweitwohnungsanteil aufweist: «Das ist wegen den vielen Studenten.»
Anwalt spricht von Missverständnis
Freiburg ist nicht allein. Grössere und kleinere Städte wie Biel, Siders oder Delsberg befinden sich ebenfalls auf der Liste des Bundesamtes für Raumentwicklung. «Ein Missverständnis», glaubt Pierre Chiffelle, Anwalt der Stiftung Franz Weber und Helvetia Nostra. Sie sind die Initianten der Zweitwohnungsinitiative.
Chiffelle sagt, Studentenwohnungen müssten bei der Zählweise ausgeschlossen werden. Er vermutet auch politisches Kalkül hinter der Liste. Das Parlament werde bald über das Zweitwohnungsgesetz beraten. «Es gibt einen grossen Druck von Gegnern der Initiative», sagt er. Diese würden nun ersuchen, falsche Konsequenzen der Initiative darzustellen. Wenn Städte wie Biel und Freiburg auf der Liste sind, dann löse das Kopfschütteln aus und könne die politische Debatte beeinflussen.
Studentenwohnungen und Wochenaufenthalter werden entfernt
Der stellvertretende Direktor beim Bundesamt für Raumentwicklung, Stefan Scheidegger, versucht zu beruhigen. Die Daten stammten aus der Gebäude- und Wohnstatistik des zuständigen Bundesamtes. Darin seien auch Studenten und Wochenaufenthalter enthalten, die nicht unter die Zweitwohnungs-Bestimmung fallen.
Scheidegger geht deshalb davon aus, dass mehrere Städte nicht auf die die Liste gehören. «Wir haben die Gemeinden deshalb aufgefordert, uns bis Mitte Jahr mitzuteilen, wie viele Wohnungen tatsächlich Zweitwohnungen sind.» Erst dann werde die Liste in der definitiven Form vorliegen.
Freiburg mit der Universität und Biel als Campus der Berner Fachhochschulen dürften den Beweis, dass sie wegen den Studenten einen hohen Zweitwohnungsanteil haben, leicht erbringen können. Andere Städte könnten da mehr Mühe haben.