Das Piepsen eines Pagers versetzt die Rettungskräfte bei einem Ernstfall wie Hochwasser in Alarmbereitschaft. Und künftig soll dieser Pager viel früher piepsen. Denn Hochwasser soll neuerdings bereits 24 Stunden bevor es eintritt vorausgesagt werden können. Bisher hatte man eine Vorlaufzeit von nur sechs Stunden.
Das bringe einen grossen Vorteil, sagt Daniel Dietsche. Er ist im Kanton St. Gallen für den Hochwasserschutz am Alpenrhein zuständig, der von Reichenau im Kanton Graubünden bis in den Bodensee fliesst. «Für die Evakuierung hat man mehr Zeit zur Verfügung.» Es ist Zeit, die unter Umständen Leben rettet.
Neun Jahre nach letztem Hochwasser ist man gerüstet
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser in der Schweiz im Sommer vor neun Jahren wurde das neue Vorwarnsystem am Alpenrhein in Angriff genommen. «Das neue Modell bildet die Oberflächengewässer, das ganze Terrain des Einzugsgebietes des Alpenrheins, besser ab», sagt Dietsche. Dadurch seien bessere Prognosen für den Abfluss des Alpenrheins möglich.
Ermöglicht hat dieses Frühwarnsystem ein neues, genaueres Rechenmodell des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Es basiert auf den Niederschlagsprognosen von MeteoSchweiz und auf den aktuellen Pegelständen der Gewässer und der Höhe der Schneedecke. Die Prognosen sind genauer, weil sie mit einem Raster berechnet werden. Es gibt nun Messpunkte alle 500 Meter.
Erste Bewährungsprobe in den Sommermonaten
Ausserdem berücksichtigt das neue Frühwarnsystem auch Talsperren, also die Staumauern von Wasserkraftwerken, sagt Dietsche. «Der Füllstand der Talsperren kann bei der Abflussprognose sehr wesentlich sein.» Denn es sei wichtig zu wissen, wie viel Wasser die Staubecken eines Wasserkraftwerks noch aufnehmen können, bevor es zu einem Hochwasser kommt. Nur wenn man wisse, wie voll ein Stausee ist, könne man voraussagen, wie gross das Risiko eines Hochwassers ist.
Das neue Frühwarnsystem für den Alpenrhein steht nun vor seiner ersten Bewährungsprobe. Die Monate Juli bis September gelten als die klassischen Hochwasser-Monate.