Jeder zehnte Patient erlebe gemäss internationalen Studien bei seiner Behandlung in einem Spital einen medizinischen Zwischenfall, schreibt das Gesundheitsdepartement von Bundesrat Alain Berset. Gründe seien Diagnosefehler, Infektionen oder falsche Medikationen. Dadurch verlängere sich der Spitalaufenthalt im Schnitt um eine Woche, was Mehrkosten in Millionenhöhe verursache.
Berset räumte ein, dass für die Schweiz statistische Grundlagen noch fehlten, um allfällige Probleme abschliessend identifizieren und den Umfang der Massnahmen abschätzen zu können. Die ausländischen Erkenntnisse könnten aber für die Schweiz extrapoliert werden und zeigten die Stossrichtung.
Grundlagen für Zentrum sind vorhanden
Das vom Bundesrat geplante nationale Zentrum für Qualität soll dereinst die bestehenden Aktivitäten in der Qualitätssicherung koordinieren und verstärken. Es soll Bund, Kantone und Leistungserbringer unterstützen, nicht aber Regulierungen erlassen.
Berset betonte, dass das geplante Zentrum nicht bei null beginnen werde. Er verwies dabei auf die zahlreichen privaten Initiativen und bereits lancierten Programme zur Qualitätssicherung. Als Beispiele nannte er die Checklisten für Operationssäle, die verbesserten Hygienevorschriften oder auch den Diabetiker-Pass.
Leistungskataloge unter der Lupe
Um die Qualität wie auch die Wirtschaftlichkeit in der Gesundheitsversorgung gemäss Strategie «Gesundheit2020» zu stärken, schlägt der Bundesrat verschiedene Massnahmen vor. So soll zum einen die Qualität der medizinischen Leistungen besser gemessen werden. Zum anderen geht es um die verbindliche Regelung der Patientensicherheit anhand anerkannter Standards.
Und schliesslich sollen die Leistungskataloge der Krankenkassen systematisch überprüft werden. Dabei geht es unter anderem um den Nutzen von Behandlungen und Medikamenten. So soll die Zahl von unwirksamen oder unnötigen Behandlungen und Eingriffen weiter reduziert werden.
Berset: 30 Rappen für die Qualität sind nicht viel
Die jährlichen Kosten für das Zentrum schätzt der Bundesrat auf 32 Millionen Franken. 22 Millionen sollen die Versicherten berappen, mit einem Beitrag von 3.50 Franken pro Jahr. Und zwar für die Aufgaben in den Bereichen Qualität und Patientensicherheit. «30 Rappen pro Monat für die Qualität sind nicht viel im Vergleich zur Prämie», stellte Berset fest.
Die restlichen zehn Millionen Franken zur Überprüfung der medizinischen Leistungen würde der Bund finanzieren. Das Zentrum soll als öffentlich-rechtliche Anstalt von einem Verwaltungsrat aus maximal neun unabhängigen Fachleuten geleitet werden. Eine enge Zusammenarbeit mit Universitäten, Fachhochschulen und den bereits in der Qualitätssicherung tätigen Organisationen ist vorgesehen.