Hoch oben über dem Dorf Lenk auf einer Sonnenterrasse steht das Chalet von Heinrich Summermatter. Seit gut 30 Jahren gehört es ihm.
«Das Schöne ist, dass wir hier zwar eine recht dichte Bebauung auch von Zweitwohnungen haben. Aber es ist es sehr schön gegliedert», erzählt Summermatter. «Es hat noch sehr schöne Bauernhäuser mit initiativen, netten Bauern.»
Die Landschaft, die Ruhe ziehen Summermatter in sein Feriendomizil. Es ist hell und geräumig und gemütlich eingerichtet. An den Wänden hängt moderne Kunst. Etwas kühl ist es in der Wohnung. Summermatter ist noch nicht lange da. «Ich werde hier im ganzen Haus das ganze Jahr nie die Fensterläden schliessen, auch wenn ich nicht da bin. Das sieht so trostlos aus», sagt Summermatter selbst.
Vermietung vor allem in der Hauptsaison
Kalt sind jedoch auch die Betten in Summermatters Chalet häufig. Er kommt zwar auch ausserhalb der Saison. Die drei anderen Wohnungen im Haus sind vor allem in der Hochsaison vermietet. Ein schlechtes Gewissen hat Summermatter deswegen nicht: «Sie können hier keine Angebote machen in der Kalten-Betten-Zeit. Die Nachfrage ist schlicht nicht da.»
Dass man Zweitwohnungsbesitzer zum Vermieten zwingt wie beispielsweise in Silvaplana gefällt ihm deshalb gar nicht. Es sei im Prinzip eine kalte Enteignung, wenn ein Eigentümer eine Abgabe zahlen müsse, wenn er seine Ferienwohnung nicht vermiete, empört sich Summermatter. Eine sinnvolle Lösung, um gegen kalte Betten vorzugehen, sei es auch nicht.
«Darum wehren wir uns»
Solche Ideen sind es, die die Zweitwohnungsbesitzer aufhorchen lassen. Die Art und Weise wie man versuche, die Leute abzuzocken, mache ihm gar keine Freude. «Darum wehren wir uns», sagt Summermatter.
Formiert hat sich der Widerstand national in der kürzlich gegründeten «Allianz der Zweitwohnungsbesitzer». Summermatter präsidiert den Dachverband. Die Leute seien relativ rechtlos in diesen Orten. Sie hätten kein politisches Stimmrecht. «Sie müssen einen Rechtsweg begehen, und das wissen die Gemeinden, und das nützen sie aus.»
Summermatter und die anderen Zweitwohnungsbesitzer an der Lenk sind in einen Rechtshandel mit der Gemeinde verstrickt, weil diese die Kurtaxe erhöht hat.
Infrastruktur kostet Geld
Der Lenker Gemeinderatspräsident Christian von Känel sagt dazu, die Gäste erwarteten, dass das Tourismusbüro sieben Tage die Woche geöffnet habe. Man könne sich selber ausrechnen, welcher Personalaufwand sich daraus ergebe. «Wir haben ein Top-Skigebiet und eine Top-Infrastruktur mit einem Hallenbad und der Kunsteisbahn.» Die Gemeinde habe zudem einen Spielplatz gebaut – das koste auch Geld. «Es kann doch nicht sein, dass alles immer nur der Einheimische bezahlen muss», sagt der Gemeindepräsident.
Von Känel ist sich aber bewusst, dass seine Gemeinde von den Leuten lebt, die Ferien machen. Tatsächlich sind zwei Drittel der Ferienwohnungen an der Lenk Zweitwohnungen. Deren Besitzer würden vom Ja zur Zweitwohnungsinitiative profitieren, sagt von Känel. Er kann ihren Ärger deshalb nicht richtig nachvollziehen. Ihre Liegenschaft an der Lenk sei mehr wert, weil es keine Zweitwohnungen mehr gebe.
Explodierende Liegenschaftspreise
Zweitwohnungsbesitzer Heinrich Summermatter hat seine Zweifel. Im Saaneland, in Gstaad, da explodierten die Liegenschaftspreise, «aber hier im Obersimmental, da sind die Preise bescheiden. Da machen diese Chaletbesitzerinnen und –besitzer nicht den grossen Reibach.» Als Profiteure könne man die Chalets- und Ferienwohnungsbesitzer darum nicht bezeichnen.
Und dass sie sich nun gegen zusätzliche Abgaben wehrten, sei berechtigt, sagt Summermatter. Bei aller Kampfeslust ist ihm aber wichtig, dass die Besitzer von Zweitwohungen nur in Ruhe und in gutem Einvernehmen mit den örtlichen Organisationen leben wollen. «Ganz abgesehen davon sind wir gute Kunden in den örtlichen Restaurants und an den Bergbahnen.»
Stammgäste seien ja auch Botschafter für ihren Ferienort. In der Wohnung ist es etwas wärmer geworden. Doch Heinrich Summermatter zieht es hinaus – auf die Langlauf-Piste. Der Nebel draussen ändert an diesem Plan nichts. Stammgäste kämen halt auch, wenn das Wetter mal nicht so toll sei. (lin;krua)