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Schweiz Blut auf Pump für Griechenland

Das Schweizerische Rote Kreuz stellt seine Lieferungen aus humanitären Beweggründen nicht ein, obwohl griechische Spitäler nicht mehr für das Material bezahlen können. Auch Schweizer Pharmafirmen wie Novartis und Roche liefern weiter. Doch wie lange noch?

Eine graue Plastikkiste ist gefüllt mit Blutbeuteln.
Legende: Blutbeutel sind in Griechenland Mangelware. Keystone/Archiv

Rund 28'000 Blutbeutel im Wert von fünf Millionen Franken liefert das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) dieses Jahr nach Griechenland. Und das obwohl viele griechische Spitäler die Rechnungen nicht mehr bezahlen, wie Rudolf Schwabe einen Bericht der NZZ bestätigt. Schwabe ist SRK-Direktor Blutspende. «Wir haben vor wenigen Tagen beschlossen, dass wir diese Lieferungen in vollem Umfang weiterführen. Wir können die griechische Bevölkerung nun nicht im Stich lassen, weil es politische oder finanzielle Probleme gibt», sagt er.

Wir können die Bevölkerung nicht wegen politischer oder finanzieller Probleme im Stich lassen.
Autor: Rudolf Schwabe SRK-Direktor Blutspende

Ähnlich tönt es bei den Pharmafirmen Roche und Novartis. Sie exportieren jedes Jahr für hunderte von Millionen Franken Medikamente nach Griechenland. Diese Lieferungen gehen vorerst weiter, auch wenn die Kunden kaum mehr bezahlen, wie Roche-Mediensprecher Nicolas Dunant sagt. «Die Aussenstände nehmen aufgrund der angespannten finanziellen Situation zu. Wir arbeiten teils mit Vorauskasse und teils auf Rechnung.»

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Geld wohl für immer verloren

161 Millionen Franken betrugen die offenen Rechnungen alleine bei Roche Ende des letzten Jahres. Und sie haben in letzter Zeit noch zugenommen. Ähnlich sieht es beim Konkurrenten Novartis aus. Trotzdem liefert auch dieser weiter nach Griechenland.

Ob die Pharmafirmen und auch das SRK ihr Geld je wieder bekommen werden, ist unsicher. Vieles davon sei wohl verloren, sagt SRK-Direktor Schwabe: «Es wäre blauäugig, allzu optimistisch zu sein. Die Lage im Moment sehr unklar, auch mit Blick auf finanzielle Hilfen der EU. Aus diesem Grund wagen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Prognose.»

Humanitäre Gratislieferungen?

Bei Roche beobachte man die Situation in Griechenland genau, sagt Mediensprecher Dunant: «Wir müssen die Entwicklung der nächsten Tage abwarten und uns laufend der aktuellen Situation anpassen.»

Eines ist für Roche und Novartis aber klar: Man will für die Patienten den Zugang zu wichtigen und unter Umständen lebensrettenden Medikamenten sicherstellen. Ob das im Extremfall gar humanitäre Gratislieferungen sein könnten, dazu habe man sich noch keine Gedanken gemacht.

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