SVP-Parteipräsident Toni Brunner hat kritisiert, dass die Volksschule die Schüler immer weniger auf die Berufswelt vorbereite. Die Volksschule sei ein beliebtes Tummelfeld für Reformen und Experimente geworden, sagte Brunner am Sonderparteitag der SVP Schweiz in Würenlos (AG).
Frontalunterricht mit dem Klassenlehrer vor seiner Klasse sei passé. Die Lehrerperson unterrichte nicht, sondern sei voll beschäftigt mit dem «Classroom-Management», sagte Brunner. Es gebe kein Drill, kein Vollstopfen von vorne, sondern die Schüler sollten kreativ arbeiten und gestalten.
Der Lehrer als «Zeitablaufmanager im Class-Room» habe weder Zeit noch sei es seine Überzeugung, das Gelernte einzuüben. Denn das selbstständige Entdecken sei wichtig. Das Einüben könne zu Hause bei stundenlangen Hausaufgaben erledigt werden.
Gehörschutz aufsetzen
Schülern, die sich im Durcheinander und Chaos nicht mehr konzentrieren könnten, werde empfohlen, sich einen Pamir, also ein Militär-Hörschutzgerät, aufzusetzen, hielt er fest. Es gebe Schulen, wo das zum Alltag geworden sei. Brunner sprach von einer «Pamir-Schule» – und zog sich unter Applaus der Parteibasis einen Pamir an.
Die Folgen solcher Bildungsideale würden langsam aber sicher spürbar. Bei einfachsten Kopfrechnungen oder beim Verstehen eines gelesenen Textes, stünden heute schon viele an. Noch schlimmer seien die grossen Lücken beim konzentrierten, vorsichtigen und sauberen Arbeiten.
Die SVP beschäftigt sich an ihrem Sonderparteitag in Würenlos mit dem Thema «Volksschule und Berufswelt». Im April hatte die Partei dazu ein 75-seitiges Positionspapier vorgestellt.
Gegen «Behinderten-Konvention»
Der Parteipräsident kritisierte auch das UNO-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Die SVP lehne das Übereinkommen ab. Dieses mache auch den Kantonen und den Arbeitgeberverbänden grosse Sorgen.
Das Übereinkommen fordere die Integration, auch von Schwerstbehinderten, in das Regelschul- und Arbeitssystem. Die Umsetzung führe beim Werkplatz zu einem massiven Eingriff. Mit dieser Hintertür solle für Behinderte indirekt ein «Recht auf Arbeit» eingeführt werden.
Die Übereinkunft habe auch Folgen auf den Bereich Bildung. Brunner erinnerte daran, dass er selber einen schwer behinderten Bruder habe. Sein Bruder habe das Down-Syndrom.
Dieser habe damals eine passende Schule, eine sogenannte Heilpädagogische Schule besucht, und nicht die Regelklasse. «Man hätte nämlich weder ihm, noch dem Gleichaltrigen einen Gefallen getan, hätte er denselben Schulstoff lernen müssen, wie alle anderen Kinder», sagte er.