Fünf Wochen Sommerferien – das bedeutet für Judith Odermatt Freude und Stress zugleich. Die 37-Jährige arbeitet mit einem 80-Prozent-Pensum bei einer Bank, ihr Mann 100 Prozent im Gastgewerbe. Mit ihren beiden Töchtern wohnen sie in Biel. In der Kinderbetreuung sei ihnen eine gewisse Kontinuität wichtig, gerade für die ältere, 6-jährige Tochter, sagt Judith Odermatt: «Wenn sie in den Ferien von anderen Personen betreut würde als sonst, würde sich dies negativ auf ihr Verhalten auswirken. Das wollen wir verhindern.»
Komplizierte Betreuung
Deshalb besuchen beide Mädchen in den Sommerferien die Kindertagesstätte (Kita). Die ältere Tochter habe daran keine Freude, sagt Judith Odermatt: «Mit sechs Jahren fühlt sie sich zu alt für die Kita.»
Dafür hat die Mutter Verständnis. In einem Jahr sei die Kita wohl kein Thema mehr. Eine Alternative wäre dann das Ferienprogramm der Stadt Biel. Dieses habe jedoch einen Haken: Sie komme oft erst um 18.30 Uhr von der Arbeit nach Hause. Die Angebote des Ferienprogramms dauern jedoch meist nur bis 17.00 Uhr. «Ich brauche also jemanden, der die Kinder abholt und betreut, bis ich zu Hause bin. Das ist kompliziert.»
Betreuungsangebote fördern
Eine komplizierte und stressige Zeit sind die Sommerferien auch für andere berufstätige Eltern. Nicht nur die Zeiten der Ferienprogramme, sondern auch die Wege stimmen oft nicht. Anders als die Schule sind die Ferienangebote nicht zentral gelegen. Sie finden irgendwo statt – im Museum, im Klettergarten oder am Badestrand.
Der Bund will nun den Eltern helfen. Er möchte Betreuungsangebote fördern, die besser zum Arbeitsalltag der Eltern passen. Laut Ludwig Gärtner, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen, sei es durchaus möglich, dass es bereits interessante Modelle gebe – vielleicht auch erst in den Köpfen. «Diesen verhelfen wir gerne zum Durchbruch.» Im Herbst soll der entsprechende Gesetzesentwurf des Bundes vorliegen.