Der Bund bezahlt den Älplern jedes Jahr einen Sömmerungsbeitrag von 400 Franken pro Grossvieheinheit (je nach Tierart entspricht diese mehreren Stück Vieh) - aber nur, wenn die Tiere mindestens 100 Tage auf der Alp waren. Wenn die Bauern wegen schlechten Wetters früher ins Tal ziehen, werden ihnen die Beiträge gekürzt. Nach dem schlechten Sommer in diesem Jahr hat der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband den Bund deshalb gebeten, ein Auge zuzudrücken.
«Gravierende» Folgen
Begonnen habe der Sommer ja gut, sagt Verbandssprecher Jörg Beck. «Die Leute sind frühzeitig aufgezogen mit ihren Tieren. Das Gras war frohwüchsig. Aber im Juli kam der grosse Wetterumbruch.» Es regnete oft und ausgiebig. Die Böden wurden feucht und weich. Vielerorts zerstampften die Rinder das Gras, sodass es nicht mehr nachwachsen konnte. Die Folge für die Bauern war gravierend, wie Beck erklärt. «Sie mussten die Tiere frühzeitig ins Tal zurückbringen, weil sie zu wenig Gras hatten und um die Weiden zu schonen.»
«So schlimm war es nicht»
Doch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) winkt ab: Ein generelles Entgegenkommen sei nicht möglich, sagt BLW-Sprecher Jürg Jordi. Älpler dürften nur in Ausnahmefällen ein Gesuch stellen und die vollen Sömmerungsbeiträge einfordern, obwohl sie ihre Kühe frühzeitig ins Tal gebracht haben. Die Bedingungen seien diesen Sommer zwar schlecht gewesen, «aber sie waren nicht ausserordentlich schwierig». Allgemein nasses Wetter könne man nicht als höhere Gewalt einstufen. Das BLW wolle die Kulanzfrage «auf einzelne ganz begründete Fälle beschränken», betont Jordi.
«Schlechtes Signal»
Für Jörg Beck vom Dachverband der Älpler ist das «ein schlechtes Signal». Die Älpler sollten für ihre Bemühungen effektiv entlöhnt und angemessen entschädigt werden, fordert er. «Wir möchten nicht, dass sie dafür vom Bund durch kürzere Sömmerungsbeiträge gebüsst werden.» Betroffen sind vor allem Älpler im Appenzell, Entlebuch und den Kantonen Bern und Freiburg. Vom Bund dürfen sie also keine Hilfe erwarten, nun hoffen die Älpler, dass sich die Kantone, die die Beiträge am Ende auszahlen, kulanter zeigen.