Der SVP-Bundesrat Ueli Maurer sparte vor den versammelten Verlegern nicht mit Kritik. Anstatt einen Wettbewerb von Ideen stattfinden zu lassen, herrsche in der Schweizer Medienlandschaft ein «Meinungskartell» und eine «selbstverfügte Gleichschaltung.» Maurer war als Gastredner zur Schweizer Mediennacht in Interlaken (BE) geladen.
Es gebe zwar noch eine Vielfalt an Titeln, aber die Meinungsvielfalt fehle, so Maurer. Die Medien verbreiteten vielmehr Glaubensbekenntnisse und legten politisch korrekte Tabuzonen fest, in denen nicht recherchiert werde: «Gute Diskussionen werden nicht gefördert, sondern verhindert.»
Maurer «in echter Sorge»
Aus Sicht des Bundespräsidenten leisten die Schweizer Medien damit nicht mehr das, was für einen freiheitlichen Staat nötig wäre: einen Marktplatz der Ideen zu bieten, Missstände aufzudecken und der Politik klarzumachen, was die Bürger beschäftige.
Er sei «in echter Sorge», sagte Maurer den Verlegern. Der bundespräsidialen Standpauke war eine Ansprache des Verlegerpräsidenten Hanspeter Lebrument vorangegangen, der ein wesentlich positiveres Bild der Medienleistung gezeichnet hatte.
Verlegerpräsident widerspricht
Politik und Medienwissenschaft redeten die Schweizer Medien zu Unrecht schlecht und schadeten ihnen damit, sagte Lebrument als Präsident des Verbands Schweizer Medien. Die These eines angeblichen Niveauverlusts und eines Demokratiedefizits sei «rundweg falsch».
Im Gegenteil: In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich die Medien stark professionalisiert, sagte der Verlegerpräsident. Die Journalisten seien heute besser ausgebildet als früher.
Und trotz der grossen Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersehe, hätten es die Verleger geschafft, die Medienvielfalt zu erhalten, lobte Lebrument. Unter dem Titel «Umbruch und Aufbruch» hatte die Branche zuvor zwei Tage lang mit Referaten und Inputs über tragfähige Geschäftsmodelle für die Zukunft diskutiert.