Seit dem Jahr 2011 sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen von Schweizer Autos um 2,6 Prozent auf 151 Gramm pro gefahrenen Kilometer zurückgegangen. Diese an und für sich erfreuliche Entwicklung kann aber nicht über das allgemein schlechte Abschneiden der Schweiz hinwegtäuschen.
Schweiz am Schwanzende
Im europäischen Vergleich dümpelt die Schweiz nämlich an viertletzter Stelle. Schlechtere Emissionswerte haben nur noch Bulgarien, Lettland und Estland. Im Gespräch mit SRF-Wirtschafts-Redaktor Klaus Bonanomi findet der Sprecher des Umweltverbands VCS klare Worte.
«Die Schweiz steht im internationalen Vergleich sehr schlecht da», sagt Gerhard Tubandt. In Ländern wie Portugal und Dänemark liegen die Werte bei 125 g/km, in Italien bei 130 und selbst im Autoland Deutschland sind sie wesentlich tiefer als in der Schweiz.
Ähnlich zwiespältig zeigen sich die Verhältnisse beim Benzinverbrauch. Seit den letzten EU-27-Zahlen aus dem Jahr 2011 ist der durchschnittliche Bedarf von Autos in der Schweiz von 6,39 auf 6,21 Liter auf 100 Kilometer gesunken. Das entspricht 2,8 Prozent. Doch die Freude über diesen Erfolg wird getrübt.
Konsumenten mindern den Fortschritt
Eine gegenläufige Tendenz schweizerischen Konsumverhaltens unterläuft diese positive Entwicklung: Schweizer kaufen tendenziell immer grössere Autos mit immer mächtigerem Hubraum. In der Tat ist das durchschnittliche Leergewicht mit 1510 kg (2011: 1483 kg) erneut gestiegen.
Und auch der bisherige Trend, vermehrt Autos mit kleineren Motoren den Vorzug zu geben, ist 2012 erstmals gebrochen. Das Hubraumvolumen liegt mit einem Plus von 25 cm3 gegenüber dem Vorjahr neu bei 1805 cm3, wie die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure schreibt.
Die Sicherheit ist Schuld
Max Nötzli will dabei nicht von einer wirklichen Trendwende reden. Der Präsident der Schweizerischen Automobil-Importeure schreibt diese Zunahme von Leergewicht und Hubraum nicht einem erhöhten Faible der Schweizer für protzige Grosswagen zu. Vielmehr sei es eine Frage der Sicherheit, sagt Nötzli zu SRF 4 News.
«Die Ansprüche an die Sicherheit eines Autos steigen beständig», so Nötzli. Wo früher zwei Airbags schützten, sind es heute zehn bis elf. Ein stetig verstärkter Flankenschutz mache die Autos nicht nur immer breiter, sondern eben vor allem auch schwerer.
Politische Diskussion gefragt
Die CO2-Ziele bis 2015 halten sowohl Nötzli als auch der Verkehrsclub der Schweiz für realistisch. «130 g/km bis im Jahr 2015 wird problemlos erreicht, seit die Gesetzgebung zu greifen beginnt», sagt VCS-Sprecher Tubandt. Aber es müsse eben weiter gehen. Das Ziel für 2025 müsse bei 80 g/km liegen. Eine Forderung, die sich nach Tubandts Meinung nicht ohne politische Diskussionen umsetzen lässt.
Auto-Schweiz-Präsident Max Nötzli verweist darüber hinaus auf die natürlichen Grenzen des Reduktions-Potentials. «Das wird jetzt nicht einfach immer so weitergehen, irgendwann ist der Minimalausstoss erreicht.» – Der wohl triftigste Grund für Schweizer Konsumenten, sich den Kauf von grossen Autos auch in Zukunft gut zu überlegen.