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Schweiz Coming Out überfordert viele Betroffene

Homosexuelle Jugendliche haben ein wesentlich höheres Suizidrisiko als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Grund dafür ist vor allem der psychische Stress vor und nach dem Coming Out. Wissenschaftler fordern deshalb mehr Prävention und ein Umdenken in Familie und Gesellschaft.

Die eigene sexuelle Orientierung herauszufinden ist das eine. Das andere ist es, diese auch der Familie und dem persönlichen Umfeld preiszugeben. Vielen jungen Homosexuellen fällt es noch immer schwer, diese Hürde zu überspringen. Ein Teil von ihnen scheitert daran und versucht sich das Leben zu nehmen.

«Das Risiko für einen Suizidversuch ist bei homosexuellen Jugendlichen zwei- bis fünfmal höher als bei heterosexuellen Altersgenossen», sagt Jen Wang. Der Präventivmediziner der Universität Zürich und seine Kollegen haben zahlreiche Betroffene nach deren Suizidversuch zu den Gründen befragt. In Genf stellten sie heute die Ergebnisse ihrer Studie vor.

Stärkere Prävention für Schwule und Lesben

Die Hauptgründe seien in aller Regel Probleme im sozialen Umfeld – mit der Familie und Freunden beziehungsweise in der Schule und bei der Arbeit, so Wang. Häufig fühlten sich die Betroffenen von Verwandten oder Freunden abgelehnt. Die Folgen: Isolation und Einsamkeit.

Viele Homosexuelle würden in eine Depression verfallen und in der Folge vermehrt zu Selbstmordphantasien neigen. Dem müsse entgegengewirkt werden, fordert Jen Wang. Die Suizidprävention soll nach seiner Meinung schwule Männer und lesbische Frauen noch viel stärker in den Fokus nehmen als bisher.

Zudem bedürfe es weiterer Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, so der Wissenschaftler. «Allen Fortschritten zum Trotz wird das Klima gegenüber Schwulen und Lesben von diesen selbst noch immer als zum Teil unfreundlich und risikoreich empfunden.»

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