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Intelligenter Thermostat
Legende: Auch Google ist dabei: Anfang Jahr kaufte der Suchmaschinenriese den Thermostaten-Hersteller Nest für 3.2 Mrd. Dollar. Reuters

Schweiz «Der Benutzer muss entscheiden können»

Die Vernetzung von Alltagsgegenständen ist auf dem Vormarsch. Das sogenannte Internet der Dinge wirft dabei neue Probleme im Datenschutz auf. Ein SP-Postulat fordert nun eine bessere Kontrolle über die Daten, die unsere Umwelt über uns sammelt.

Der Kühlschrank weiss, ob es noch genügend Eier hat und bestellt bei Bedarf gleich nach. Der Thermostat misst Temperatur und Luftfeuchtigkeit und regelt seine Heizleistung selber. Die elektrische Zahnbürste übermittelt die Nutzungsdauer und –intensität an die Smartphone-App, wo die Kinder für gutes Putzen Belohnungspunkte erhalten.

Die zunehmende Vernetzung von Alltagsgegenständen, Elektrogeräten und Wohninfrastruktur ist auf dem Vormarsch. Der Computer-Gigant Intel, der die dafür nötigen Rechenchips herstellt, weist seit einigen Quartalen den Bereich «Internet der Dinge» gesondert aus. Der Umsatz in dieser Sparte ist im vergangenen Quartal gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf über eine halbe Milliarde Dollar gestiegen.

Der Benutzer hat also einen Mehrwert, die Wirtschaft profitiert. Alles gut? Nein. Denn wenn der Kühlschrank unsere Essgewohnheiten kennt, kann die Krankenkasse unsere Prämie anpassen – gegebenenfalls nach oben. Wenn der Thermostat Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit misst, weiss er, ob wir letzte Nacht zuhause geschlafen haben – und ob wir alleine waren. Und Kinder, die zu wenig Zähneputzen, kriegen vielleicht keine Zusatzversicherung.

«Daten sind die Währung unseres Zeitalters»

«Es gibt viele Dienste, die unsere Daten weiterverkaufen», sagt SP-Nationalrat Jean Christophe Schwaab. Das sei problematisch, werde damit doch die Privatsphäre systematisch verletzt. Zudem seien persönliche Daten die Währung unseres Zeitalters. «Es ist unabdingbar, dass die Menschen über die eigenen Daten verfügen können», sagt Schwaab.

Deshalb fordert er vom Bundesrat in einem Postulat Massnahmen zu prüfen, wie Konsumenten die Hoheit über ihre Daten behalten können. Das Stichwort: Control by Design. Es müsse bei jedem Gerät einen simplen On-/Off-Schalter geben, mit dem sich jegliche Netzverbindungen einfach deaktivieren lassen, erklärt Schwaab. Heute sei das teilweise nicht möglich oder sehr umständlich. Etwa die Deaktivierung der Ortungsdienste beim iPhone sei für Ungeübte aufgrund der Menüstruktur nur schwer zu finden.

Natürlich würden die Vernetzung der verschieden Alltagsgeräte für einen Teil der Benutzer einen Mehrwert bieten, anerkennt Schwaab. Wenn es jemanden nicht störe, dass der Kühlschrank mit einem Joghurthersteller Daten austausche, sei das in Ordnung. «Der Konsument muss aber entscheiden können.»

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