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Schweiz Der Exzess am Berg – Drogenprävention in den Alpen

In Graubünden finden mittlerweile die grössten Outdoor-Techno-Partys der Schweiz statt. Fachleute sprechen von einem neuen Hotspot und verlangen öffentliche Gelder für Drogenprävention. Doch wer soll zahlen? Der Kanton? Die Berggemeinden?

Sie heissen Filisur, Zernez, Rona oder Lostallo. Bündner Bergdörfer mit ein paar Hundert Einwohnern – und in der Goa-Technoszene mittlerweile international bekannt. Zu Tausenden suchen Partygänger an den Festivals dort Glück und Glückseligkeit, so manch einer mit illegalen Substanzen.

Fachleute sprechen nun von einem neuen Hotspot. Es würden nebst Alkohol vor allem Cannabis, Ectasy, Amphetamin, Kokain und LSD konsumiert, weiss Hannes Hergarten, Sozialarbeiter bei «Safer Dance Swiss». Sein Verein berät und betreut vor Ort Partygänger in Sachen Drogen. Das Credo: Kein Konsum ohne Risiko. Wer dennoch Drogen nimmt, soll wissen, was er konsumiert.

Drogenprävention auf dem Feld

Drogenprävention an den Parties ist Herzblutarbeit – jedenfalls in Graubünden. Anders in Bern, Basel oder Zürich. Dort beteiligt sich die öffentliche Hand an solchen Projekten. Ebenfallls können Partygänger Drogen im Labor testen lassen. Das ist im Kanton Graubünden noch nicht angekommen. Doch genau hier finden inzwischen die grossen Outdoor-Parties statt. «Drogenprävention braucht es dort, wo Drogen konsumiert werden», sagt Hannes Hergarten.

Er erinnert an die Viersäulen-Drogenpolitik der Schweiz. Neben Therapie und Repression sei hier auch die Prävention und die Schadensminderung zentral. «Deshalb muss unsere Arbeit mit öffentlichen Geldern unterstützt werden. Wir machen Drogenprävention nicht im Büro, sondern auf dem Feld.» Hannes Hergarten kriegt zwar Geld von Stiftungen sowie vom Veranstalter. Doch die Kosten sind damit nicht gedeckt

Wer soll zahlen?

Ein Finanzierungszwang für die Behörden gibt es nicht. Laut Gesetz sind im Kanton Graubünden die Gemeinden für die (primäre) Suchtprävention zuständig. «Die kleinen Gemeinden haben weder das Fachwissen noch die Ressourcen, um Präventionsarbeit an solchen Festivals zu leisten», sagt Felix Schutz, Gemeindepräsident aus Filisur gegenüber der «Rundschau».

Wünschenswert wäre eine Art Koordination zwischen Bund, Kanton, Gemeinden und Veranstalter. Der Kanton verweist auf das Gesetz; man könne die Gemeinden höchstens etwa mit Informationen unterstützen. Wer sich wo wieviel einsetzt, ist immer auch eine Frage der Art der Drogenpolitik – und letztlich ein politischer Prozess. Klar ist: Mit den beliebten Outdoor-Parties auf dem Land, ist das Thema nicht länger nur in den Städten virulent.

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