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Schweiz Der Islam als Forschungs-Gegenstand in Freiburg

Die Universität Freiburg weiht das Zentrum für Islam und Gesellschaft ein. Es geht hauptsächlich um das Zusammenleben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Europa. Im Moment sind Seminare zum Thema Radikalismus sehr begehrt.

Das Zentrum für Islam sind drei Büroräume im dritten Stock eines Hauses im Zentrum der Stadt Freiburg. Da sind Tische, Stühle, Computer und ein paar Bücher. Es wirkt äusserlich bescheiden. Dafür sind allerdings die Ziele des Zentrums hoch gesteckt. Es will das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in der Schweiz fördern und Muslimen Raum geben, über sich selbst nachzudenken.

Hansjörg Schmid
Legende: Hansjörg Schmid. Co-Leiter des Zentrums für Islam und Gesellschaft in Freiburg. SRF

«Wir beschäftigen uns damit, wie Muslime hier leben, wie sie ihre muslimischen Traditionen in Einklang mit dem Rechtsstaat und mit der pluralistischen Gesellschaft in der Schweiz bringen», sagt Co-Leiter Hansjörg Schmid.

Besonders gefragt seien zurzeit Weiterbildungsseminare zum Thema Radikalismus. «Die Teilnehmer sind beispielsweise Sozialarbeiter, einer war Gefängnisdirektor», sagt Schmid. Auch eine Handvoll Leute aus muslimischen Vereinen seien dagewesen. «Ich erlebe das als sehr grosse Chance. Es kommt ein Dialog unter den Teilnehmern zu Stande.»

Angst vor Fremdbestimmung

Bundesgericht entscheidet

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Die von der kantonalen SVP eingereichten Initiative zur Verhinderung des Islam-Zentrums an der Universität Freiburg wurde vom Freiburger Grossen Rat für ungültig erklärt. Nun wird das Bundesgericht entscheiden, ob der Rat die Initiative zu Recht für ungültig erklärt hat. Die SVP hat Rekurs beim höchsten Gericht in Lausanne eingereicht.

Das Zentrum für Islam und Gesellschaft wird vom Bund unterstützt und befindet sich seit anderthalb Jahren im Aufbau. Man versuche, die muslimischen Vereine in der Schweiz mit einzubeziehen, sagt Hansjörg Schmid. «Es gibt Gruppen, bei denen wir offene Türen einrennen und andere, die vielleicht misstrauischer sind und die sich fragen, was dieses Zentrum soll und ob sie dadurch fremdbestimmt würden.»

Es gelte, das Vertrauen der muslimischen, aber auch der schweizerischen Bevölkerung zu gewinnen, erklärt der Leiter. Am Zentrum für Islam und Gesellschaft wird aber auch geforscht.

Verschiedene Auslegungen des Korans

Esma Isis-Arnautovic untersucht in ihrer Doktorarbeit die Rolle des Menschen im Koran. «Es geht darum, wie der Koran zu verstehen ist. Ist es ein einseitiger Befehl von oben, oder geht es um einen Kommunikationsprozess zwischen Gott und Mensch? Welche Auswirkungen hat das dann auf das Menschenbild?» Die 27-jährige Muslimin ist in der Schweiz aufgewachsen. Ihre Eltern sind ursprünglich bosnischer Herkunft.

Je nach Gesellschaft werde der Koran unterschiedlich ausgelegt, sagt die Forscherin. «Ich möchte in diesem Bereich etwas dazu beitragen, wie sich der Mensch in der Gesellschaft entwickeln kann, vor allem, wie sich Muslime in der schweizerischen Gesellschaft entwickeln können.» Genau das ist eines der Hauptziele des Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg.

(SRF 4 News, 13.6.2016, 12:30 Uhr / Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 14.6.2016, 6:32 Uhr)

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