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Schweiz «Der Reaktor wird erst im Jahr 2025 zerlegt»

Die BKW hat ihre Pläne für den Rückbau des Atomkraftwerks Mühleberg bei Bern der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie es um die Sicherheit der Anlage bis dahin und danach steht, erläutert Philipp Hänggi, Leiter der BKW-Nuklearabteilung.

Philipp Hänggi

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Legende: Keystone/Archiv

Er leitet seit September 2014 Nuklearabteilung der BKW. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Stilllegung und der Rückbau des Kernkraftwerks Mühleberg. Zuvor vertrat Hänggi als Leiter der swissnuclear während rund zehn Jahren die Schweizer Kernenergie in nationalen und internationalen Gremien.

Das Berner Energieunternehmen BKW hat am Montag veröffentlicht, wie es das Atomkraftwerk Mühleberg abstellen und vor allem, wie es die Anlage zurückbauen will. Philipp Hänggi, Leiter der BKW- Nuklearabteilung, erklärt, wie es davor und danach um die Sicherheit steht.

SRF News: Sie behaupten, das AKW sei bereits kurz nach der Abschaltung schon viel sicherer. Weshalb?

Philipp Hänggi: Bereits drei Monate nach der Ausserbetriebnahme des AKWs wird die Strahlung um den Faktor 1000 abgesunken sein. Ebenso die Temperatur. Es wird dann auch keinen Druck mehr in den Leitungen geben.

Im Innern wird die Radioaktivität aber weiter hoch sein. Die Brennelemente müssen herausgenommen und zwischengelagert werden. Wer macht die wirklich schwierigen Arbeiten im Kern des Reaktors?

Die Brennelemente können wir selber ins Brennelementlagerbecken bringen. Der Reaktor wird erst im Jahr 2025 zerlegt. Hierfür werden wir spezialisierte Firmen hinzuziehen. Sie haben auch das notwendige Gerät, das wir nicht selber entwickeln oder beschaffen wollen.

Werden das Firmen aus Deutschland sein? Sie haben bereits viel Erfahrung mit dem Rückbau von Kernkraftwerken.

Das ist richtig.

Die Kernaufgabe werden also Experten aus dem Ausland übernehmen?

Das ist eine wichtige Aufgabe. Sie ist sehr prominent, weil der Reaktor halt der Reaktor ist. Es gibt aber auch sehr viele andere Tätigkeiten, die unser eigenes Personal durchführen wird.

Wie viele Angestellte, die nun im AKW arbeiten, werden beim Rückbau auch noch mit dabei sein?

Zu Beginn wird es praktisch die ganze Belegschaft sein. Wir starten also mit rund 350 Mitarbeitern. Über die Zeit wird sich das reduzieren. Hier muss man aber auch berücksichtigen, dass das ganze Projekt erst in vier Jahren beginnt und fünfzehn Jahre dauern wird. Da gibt es auch viele natürliche Fluktuationen.

Laut der BKW wird die Anlage kurz nach der Abschaltung viel sicherer sein. Heisst das, sie ist bis zu ihrer Abschaltung in vier Jahren stärker risikobehaftet? Bekannte Unsicherheiten sind etwa die Kühlwasserleitung, die nicht erdbebensicher ist, und der mangelhafte Schutz vor Flugzeugabstürzen.

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Die Anlage ist auch heute in einem sehr guten Zustand. Wir werden bis Ende 2019 in die Sicherheit investieren. Die Versorgung durch Kühlwasser wurde bereits verstärkt.

Aber nicht in dem Ausmass, wie es das Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima gefordert hatte.

Nein, nicht im damals gewünschten maximalen Ausmass. Doch wurden die nun getroffenen Massnahmen ebenfalls vom Ensi bestätigt.

Das Gespräch führte Christian von Burg.

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