Schweizer Olympiakandidaturen
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Bild 1 von 5. St. Moritz war bisher der einzige Schweizer Gastgeber von Olympischen Spielen. Doch 1928 und 1948 fanden die Winterspiele noch in einem überschaubaren Rahmen statt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 5. Gleich fünf Mal bewarb sich die IOC-Stadt Lausanne für Olympische Sommerspiele. Doch man scheiterte 1936, 1944, 1948, 1952 und 1960. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 5. Nachdem Sion mit einer Olympiakandidatur 1976 gescheitert war, wurde in den Nullerjahren erneut versucht, Olympischer Winterspiele ins Wallis zu holen. Besonders gross war der Frust als man 2006 an Turin scheiterte. Bereits 2002 musste man Salt Lake City den Vorzug überlassen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 5. Bern wollte zusammen mit Montreux die Winterspiele 2010 ausrichten. Doch das Vorhaben scheiterte an einer Volksabstimmung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 5. Auch daraus wurde nichts: Das Bündner Stimmvolk wollte keine Spiele im eigenen Kanton. Bildquelle: Keystone.
Die Schweiz und ihre Olympiabewerbungen. Das ist wahrlich keine Erfolgsstory: Vor drei Jahren begrub das Bündner Stimmvolk eine Kandidatur von St. Moritz und Davos bereits an der Urne und Sion scheiterte mit erfolgsversprechenden Bewerbungen für die Spiele 2002 und 2006. Zum letzten Mal machten die Olympioniken 1948 in der sportlichen Steinzeit in St. Moritz halt.
Olympische Spiele sind mittlerweile zum Milliardengeschäft geworden und die Austragungsorte müssen gewaltige infrastrukturelle Herausforderungen meistern. Für die Spiele in Sotschi 2014 wurde ein ganzes Skigebiet aus dem Boden gestampft. Und Peking wird 2022 wohl keinen grossen winterlichen Charme ausstrahlen.
Neue IOC-Agenda macht Hoffnung
Gigantismus war in den letzten Jahren also angesagt beim IOC. «Die Spiele von Sotschi waren auch ein Killerargument für die letzte Bewerbung von Davos und St. Moritz», ist Jörg Schild überzeugt. Doch der Präsident von Swiss Olympic sieht Chancen für eine Schweizer Bewerbung: «Wir wollen zeigen, dass sinnvolle und nachhaltige Olympische Spiele möglich sind.»
Hoffnung macht dem obersten Schweizer Olympioniken die vom IOC verabschiedete Agenda 2020. Diese sieht unter anderem vor, dass einzelne sportliche Wettkämpfe an einem anderen Ort ausgetragen werden können. Bei Spielen in Graubünden könnten beispielsweise Eishockeymatches in Zürich ausgetragen werden.
Doch ist es dem IOC mit seiner neuen Politik, kleinere Kandidaturen zu fördern, ernst? Ganz sicher ist sich Schild hierbei nicht. Wenn man die Olympischen Jugendspiele in Singapur und Nanjing anschaue, habe er seine Zweifel, dass man vom Gigantismus weggekommen ist. «IOC-Präsident Thomas Bach ist wohl stark genug, dies bei der Vergabe der Spiele auch durchzusetzen, doch heikel ist die Dynamik während der Vorbereitung des Megaevents», glaubt Hansruedi Müller emeritierter Tourismusprofessor und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Leichtathletik-Verbandes.
Ein Auge auf die Asiaten
Trotz der erleichterten Bedingungen ist die Austragung von Spielen immer noch mit grossem Aufwand verbunden. Bleibt die Frage, ob sich dieser Aufwand lohnt? Swiss Olympic erhofft sich durch Winterspiele in der Schweiz einen Schub für den gebeutelten Bergtourismus und schielt dabei nach Asien. «Die nächsten beiden Winterspiele finden in Südkorea und China statt. Die Asiaten werden sich sicher vom Wintersport begeistern lassen», sagt Jörg Schild und sieht eine grosse Gelegenheit für die Schweiz.
Gemessen an der medialen Berichterstattung gebe es wohl keinen besseren Anlass als Olympische Spiele, sagt Jürg Stettler. Doch der Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern bezeichnet die Risiken als gross. Am Tag x müsse alles stimmen: «Wichtige Faktoren wie das Wetter und die politische Situation kann man nicht beeinflussen.»
Hebel für Grossprojekte
Die Spiele als reine Werbung für den Tourismus zu nutzen, sei kaum wirksam, sagt Hansruedi Müller. «Die Schweiz ist als Wintersportland schon sehr bekannt und kann diesbezüglich nicht mehr viel erreichen.» Müller sieht in der Durchführung von Olympischen Spielen viel eher die Chance, neue zukunftsweisende Projekte anzupacken. Spiele in der Westschweiz könnten beispielsweise zum Anlass genommen werden, die Verkehrssituation zwischen Lausanne und Genf zu verbessern, so der emeritierte Tourismusprofessor.
Olympische Winterspiele in der Schweiz können also durchaus Sinn machen. Doch, und darin sind sich alle Experten einig, muss zuerst ein wohl durchdachtes Projekt mit grossem Rückhalt aufgegleist werden. Erst dann kann die Geschichte der Schweizer Olympiabewerbungen um ein erfolgreiches Kapitel angereichert werden.
Das Bewerbungsverfahren
Sendebezug: SRF1, Regionaljournal Graubünden, 7.6.16, 17:30 Uhr