Die jüngsten Flüchtlingsdramen vor der italienischen Insel Lampedusa, die über 400 Menschenleben forderten, rüttelten Politiker in ganz Europa wach. Um die Flüchtlingsströme einzudämmen, sei eine bessere Ursachenbekämpfung vor Ort nötig, lautet eine der Forderungen – auch in der Schweiz.
Jahrelanger Aufbau nötig
«Diese Forderung ist natürlich richtig», nimmt Martin Dahinden, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), im Gespräch mit der «Tagesschau» Stellung. «Es geht darum, auf die Ursachen, auf die Fluchtgründe einzuwirken.»
Diese Strategie verfolge das Deza bereits seit mehreren Jahren. Es baue Programme auf, die den Menschen in den Herkunftsländern eine neue Lebensperspektive vermitteln sollen. Doch ein solcher Aufbau sei nicht einfach und langwierig.
«Wir gehen heute vermehrt dorthin, wo Konflikte und Krisen herrschen, wo man von Fragilität spricht, wo Staaten zerfallen und es keine Sicherheit mehr gibt», erklärt der Deza-Direktor weiter. «Was wir in den letzten zwölf Monaten gesehen haben, hat dazu geführt, dass wir unser Engagement besonders im Horn von Afrika und in Somalia verstärken.»
Grösstes Problem: Die Sicherheit
Früher habe man sich an solchen Orten zu stark auf humanitäre Hilfe – Nahrungsmittel, Unterkünfte etc. – konzentriert. Bereits vor einigen Jahren habe aber das Umdenken begonnen. «Seit Anfang Jahr gibt es eine neue Entwicklungsstrategie des Bundesrates, der ein verstärktes Engagement in diesen fragilen Ländern will», sagt Martin Dahinden.
Zusammen mit internationalen Geberländern anderen Geberländern versuche das Deza darauf hinzuwirken, dass sich staatliche Strukturen bilden. Lokalverwaltungen seien praktisch inexistent.
«Das grösste Problem ist jedoch die Sicherheit», sagt der Deza-Direktor. Auch die Rechtssicherheit, die verhindere, dass Unternehmen gegründet würden. Keine Unternehmung investiere in solchen Situationen – weder lokale noch internationale Firmen.
Die Lösung heisst: Berufsbildung
Stefan Frei sieht auch in der effektiven Korruptionsbekämpfung einen zentralen Punkt. «Damit das Geld nicht abgezockt wird von einer schmalen Elite.»
Der Sprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe sieht die Lösung in der Berufsausbildung. «Dann kann jemand beispielsweise eine Autowerkstatt aufbauen und muss nicht mehr Bricolage machen», sagt der langjährige Entwicklungshelfer. Das mache sich bezahlt für die Kunden, und längerfristig auf für den Ausgebildeten selbst. «Dann gibt es keine Gründe mehr wegzugehen – und das ist das Entscheidende».