«Veränderungen in der Verbands-Landschaft der Krankenversicherer». So lautet der Titel einer Medienkonferenz, die morgen Freitag stattfindet. Was sich dahinter verbirgt, kann man aber bereits heute in verschiedenen Medien lesen. Der Branchenverband Santésuisse soll vor einer Aufspaltung stehen: CSS und Helsana, die Nummern 1 und 3 im Markt, wollen austreten und einen neuen Verband gründen. Die Krankenkassen hüllen sich derzeit noch in Schweigen.
Für Gesundheitsökonom Willy Oggier tönt der Showdown bei Santésuisse aber plausibel. Der Knatsch hat sich an der Nummer 2 im Markt entzündet: an der Groupe Mutuel. Zugespitzt könne man sagen, dass diese etwas besser gemacht habe als die anderen: «Sie hat viel klarer und schneller eine Risikoselektion betrieben als die anderen», sagt Oggier.
Streitpunkt Risikoausgleich
Die Welsche Groupe Mutuel hat konsequenter den gesetzlichen Spielraum ausgenützt als die anderen. Sie hat vor allem junge und gesunde Kunden angeworben, die kaum Kosten verursachen. Das stört natürlich diejenigen Kassen, die vor allem Ältere und Kranke versichern und mit entsprechend höheren Kosten zu kämpfen haben.
Die Politik hat das Problem erkannt: Jetzt soll der Risikoausgleich zwischen den Kassen verbessert werden. Kassen wie Groupe Mutuel, die überdurchschnittlich viele gesunde Kunden haben, sollen künftig mehr Geld an Kassen abliefern, die vor allem alte und kranke Kunden versichern.
Die Spaltung ist wahrscheinlich
Die Groupe Mutuel wehrt sich aber offensiv gegen diesen verschärften Risikoausgleich. Das hat wohl letztlich das Fass zum Überlaufen gebracht: CSS und Helsana wollen dem Vernehmen nach jedenfalls nicht länger zusammen mit Groupe Mutuel im gleichen Verband sein. Sie sollen angekündigt haben, aus Santésuisse auszutreten und kurzerhand einen eigenen Verband zu gründen. So steht es in der Presse, die sich auf «Branchenkenner» stützt.
Ob es tatsächlich soweit kommt oder ob CSS und Helsana auf diesem Weg lediglich die Groupe Mutuel unter Druck setzen wollen, ist schwierig abzuschätzen. Gesundheitsökonom Oggier geht davon aus, dass es nicht bei einer Drohgebärde bleiben und schon bald ein neuer Krankenkassenverband gegründet wird.
Kurzfristig sei davon auszugehen, dass die Akzente des neuen Verbandes eher in der Gesundheitspolitik liegen dürften. Dazu gehört auch die aktive Bekämpfung der Einheitskasse, über die das Volk bald abstimmen wird.
Auf die Prämienzahler dürfte sich dieser ganze Krankenkassen-Knatsch vorläufig kaum auswirken.
(luek;prus)