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Schweiz Die 7 packendsten Bundesratswahl-Krimis

Bundesratswahlen sind unberechenbar. Aussenseiter werden überraschend ins Amt gehievt. Prominente Anwärter müssen ihre bittere Niederlage einräumen. Hier die spannendsten Wahlpoker unter der Bundeshauskuppel.

Parlamentsversammlung
Legende: Der Tatort der Krimis: Der Nationalratssaal. Keystone/Archiv

Bald geht das grosse Stühlerücken in Bern wieder los. Bei den Bundesratswahlen 2015 könnte es zum Showdown um den leeren Sitz von Eveline Widmer-Schlumpf kommen.

  • Wird ein Kandidat des offiziellen SVP-Dreiertickets gewählt?
  • Oder taucht am Ende trotzdem im letzten Moment noch ein Sprengkandidat auf?

In der Vergangenheit gab es immer wieder Überraschungen, wie der Blick in das SRF Archiv zeigt. Wir zeigen die grössten Dramen unter der Bundeshauskuppel in chronologischer Reihenfolge:

1. Krimi: Der unfreiwillige Sprengkandidat (2008)

Der Präsident des Bauernverbandes, Hansjörg Walter, wäre am 10. Dezember 2008 um ein Haar unfreiwillig zum Bundesrat gewählt worden. Er hatte zwar vor dem ersten Wahlgang erklärt, dass er nicht als Kandidat zur Verfügung stehe. Trotzdem zog er aber fast die Hälfte der Stimmen auf sich.

Im zweiten Wahlgang verhinderte der SVP-Nationalrat seine Wahl nicht zuletzt selbst: Hätte er seinen eigenen Namen statt Ueli Maurer auf den Wahlzettel geschrieben, hätte er das absolute Mehr erreicht. Aber so hiess der neue Bundesrat der SVP Ueli Maurer.

2. Krimi: Die «Königsmörderin» (2007)

Ein Trauma für die SVP ereignete sich am 12. Dezember 2007: Anstelle von Bundesrat Christoph Blocher wurde überraschend seine Parteikollegin Eveline Widmer-Schlumpf in die Landesregierung gewählt. Ihr Sieg lag im ersten Wahlgang auf Messers Schneide. Im zweiten Wahlgang erreichte sie das absolute Mehr, zehn Stimmen mehr als Blocher. Widmer-Schlumpf verlangte einen Tag Bedenkzeit, erklärte aber schliesslich die Annahme der Wahl. Die Enttäuschung der SVP-Mitglieder bei der Abwahl ihres Übervaters war gross. Daraufhin kündigte die SVP den Gang in die Opposition an.

3. Krimi: Der Triumph der SVP (2003)

Am 10. Dezember 2003 wollte die CVP ihre beiden Sitze von Joseph Deiss und Ruth Metzler vor dem Anspruch der SVP retten. Die Schweiz fieberte am TV mit. Blochers Putsch gelang und Metzler zog gegen Deiss den Kürzeren.

Das Volk nahm danach ebenso erstaunt zur Kenntnis, wie die FDP-Kandidatin Christine Beerli gegen ihren Parteirivalen Hans-Rudolf Merz unterlag. Als Merz nach der Wahl freudestrahlend auf Couchepin zulief, soll jener vor laufender Kamera einen Begleiter leise gefragt haben: «Wie heisst der schon wieder?»

4. Krimi: Das nicht gewählte Zweierticket (2000)

Am 6. Dezember 2000 ging die SVP mit einem Zweierticket ins Rennen: Bei der Nachfolge von Bundesrat Adolf Ogi im Dezember 2000 hiessen die offiziellen SVP-Kandidaten Roland Eberle und Rita Fuhrer. Gewählt wurde überraschend allerdings Samuel Schmid. Nach der Wahl liess er den mit Blumen herbeigeeilten SVP-Präsidenten Ueli Maurer stehen. Schmid wurde zur Persona non Grata in der eigenen Partei.

5. Krimi: Der Fotofinish (1999)

Bei den Ersatzwahlen vom 11. März 1999 wurde Joseph Deiss als Nachfolger von Flavio Cotti in den Bundesrat gewählt. Wie auch bei den jetzt bevorstehenden Wahlen gab es ein Dreierticket, neben Deiss mit Adalbert Durrer und Remigio Ratti. Im sechsten Wahlgang setzte sich Deiss schliesslich äusserst knapp gegen den inoffiziellen Kandidaten Peter Hess durch, mit einer Stimme Vorsprung.

Als Ersatz von Arnold Koller setzte sich die damals ausserhalb Appenzells gänzlich unbekannte Ruth Metzler durch.

6. Krimi: Die Frauenfrage (1993)

Am 3. März 1993 verschmähte das Parlament die offizielle SP-Kandidatin Christiane Brunner. An ihrer Stelle wählte es den Neuenburger Francis Matthey, der die Wahl – unter Druck der Partei – jedoch ablehnte. Eine Woche später schaffte es die SP dann doch noch – mit einem Zweierticket. Darauf standen die Namen Christiane Brunner und Ruth Dreifuss, letztere wurde schliesslich auch gewählt.

Der «Brunner-Effekt» gibt der Schweizer Frauenbewegung der frühen 90er-Jahre jedoch neuen Auftrieb.

7.Krimi: Die Wut der Genossen (1983)

Viele Bürgerliche favorisierten vor der Bundesratswahl den in der SP unbeliebten Otto Stich und beschlossen die offizielle SP-Kandidatin Lilian Uchtenhagen nicht zu wählen. Der Coup gelang am 7. Dezember 1983. Stich wurde gewählt und musste eilends von seinem Arbeitsort nach Bern gebracht werden. Er foutierte sich um den Unmut seiner Partei und nahm die Wahl an.

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