SRF: In der Schweiz wurde ein Bär abgeschossen, der ursprünglich aus Südtirol kam. Wie reagieren Sie?
Erhard: Ich bewundere die Schweizer Kollegen für das klare Konzept. Und ich beneide sie auch um die klare Befugnis im Gegensatz zu denen unserer Jagdbehörde.
Sie dürfen in Südtirol keine Bären abschiessen?
Genau. Das italienische Gesetz sieht nur die Entnahme vor. Es präzisiert nicht, wie diese erfolgen soll. Wenn die Italiener von Entnahme sprechen, geht man vom Fangen und Verfrachten in ein Gehege aus. Meiner Ansicht nach sollen wilde Tiere nicht in ein Gehege gesperrt werden. Falls die Umstände es erfordern, bin ich für den Abschuss.
Sie sind also froh, wenn ein Problembär nach Graubünden geht. Dort schiesst man ihn ja ab.
Ich bin nicht froh. Aber ich akzeptiere das. Die Bündner haben uns geholfen, ein Problem zu lösen.
Mit dieser Ansicht haben Sie sich nicht durchgesetzt.
Das stimmt. Aber meine Kollegen aus der Nachbarprovinz Trentino sind mit mir einer Meinung. Wir fordern gemeinsam mit den Regionen des Nordost-Alpenraumes: Erstens sollen schädliche Bären als problematisch und somit gefährlich eingestuft werden. Zweitens brauchen die beiden autonomen Provinzen mehr Zuständigkeiten im Management mit Bären.
Wozu brauchen Sie mehr Zuständigkeiten?
Wir wollen bei allen Wildtieren die Population retten. Dabei müssen wir einzelne Tiere töten können.
Wie sehen Sie die Chance, dass die Regierung in Rom das Konzept Ihrer Zufriedenheit nach anpasst?
Falls es zu einer Mitte-links-Regierung kommt, hoffen wir, dass die peripheren Strukturen anerkannt werden. Italien hat drei Wildarten erhalten. Das ist ein grosses Verdienst. Vom zeitgemässen Management sind wir aber noch weit entfernt. Das gilt für das Management beim Steinwild, bei den Wölfen und Bären. Ich hoffe, dass wir allmählich ein mittleres europäisches Niveau erreichen.