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Schweiz Die kontrollierte Heroinabgabe – eine Erfolgsgeschichte

Vor 20 Jahren hat die Schweiz einen mutigen Schritt gewagt, der sich nach Ansicht vieler Experten gelohnt hat: weltweit erstmals wird eine staatliche Heroinabgabe eingeführt. Ein Blick zurück zeigt den Werdegang der heutigen Drogenpolitik.

Die Einführung der «Fixerstübli», wie die Drogenabgabestellen landläufig bis heute genannt werden, erfolgte eigentlich als Reaktion auf ein Elendsbild in der Stadt Zürich. Ende 1980er- und Anfang 1990er-Jahren sorgte die Drogenszene zunächst auf dem Platzspitz und danach auf dem Bahnhof Letten für internationale Schlagzeilen («The Needle Park»).

Hunderte Drogenabhängige besorgten sich dort ihren Stoff und standen bis zu den Knien im Dreck. Die Beschaffungskriminalität stand auf dem Höhepunkt und die Dealer hatten am Letten das Sagen.

Der Entschluss der Schweiz, 1993 eine pragmatische Drogenpolitik mit ärztlich kontrollierter Heroinabgabe einzuführen, sorgte nicht nur bei den Bürgerlichen, sondern auch weltweit für Aufruhr. Die meisten anderen Länder, die Weltgesundheitsorganisation WHO und die UNO-Drogenkontrollbehörden verfolgten das Experiment mit Argusaugen.

Drogenpolitik mehrmals an der Urne bestätigt

1994 eröffnete die Stadt Zürich an der Badenerstrasse und am Seilergraben zwei Drogenabgabestellen. Damals erhielten 70 therapieresistente Drogenabhängige Heroin oder Methadon. Heute sind es mehr als 200 pro Jahr. In den Anfängen gab es Probleme mit der Belieferung des staatlich hergestellten Stoffes. Die Auslieferung des Heroins erfolgte mit einem gepanzerten Lieferwagen. Denn das pharmazeutische Heroin welches jedes Jahr hergestellt wird, hatte schon damals einen Wert von 200 Millionen Franken.

Mittlerweile wurde die Schweizer Drogenpolitik mehrmals durch das Volk bestätigt und die Bevölkerung erteilte dem Widerstand aus rechtsbürgerlichen Kreisen an der Urne eine Absage. Das letzte eindeutige Ja erfolgte im November 2008. Damals stimmten 68 Prozent für das neue Betäubungsmittelgesetz.

Wenige Nachahmer

Die Bekämpfung von illegalen Drogen basiert seit 1991 auf der so genannten Vier-Säulen-Strategie von Prävention, Therapie, Schadensverminderung und Repression. Ziel war damals von Anfang an die Schliessung von offenen Drogenszenen und die kontrollierte Heroinabgabe. Für Experten ist diese Vier-Säulen-Politik eine Erfolgsgeschichte. Dies hat aber auch Nachteile: Dadurch dass die offene Drogenszene verschwunden ist, verschwindet auch die Drogenproblematik aus dem Fokus der Öffentlichkeit.

Das Interesse vor 20 Jahren war weltweit immens. Zahlreiche Staatsvertreter liessen sich über die Schweizer Drogenpolitik – meist in inoffiziellen Besuchen – informieren. Und dennoch: Die Schweizer Heroinabgabe hat wenig Nachahmer gefunden. Die reguläre Behandlung von Schwerstsüchtigen kennen nur Holland, Deutschland und Dänemark. In Spanien wurde sie aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt und in Kanada wurde die staatliche Heroinabgabe sogar gestoppt. Die Gesundheitsministerin meinte jüngst, die Drogenabhängigen sollen es mit Akupunktur versuchen.

Kritik ebbt nicht ab

Dabei gibt das Vier-Säulen-Prinzip der Schweizer Drogenpolitik den Befürwortern Recht. Den Süchtigen geht es besser und sie sind zumeist sozial integriert. Zudem nahm die Beschaffungskriminalität ab.

Trotz breitabgestütztem Betäubungsmittelgesetz ist Hardlinern die kontrollierte Heroinabgabe nach wie vor ein Dorn im Auge. Viele Kritiker bemängeln, dass die heutige Politik den Süchtigen nicht zur Abstinenz animiert.

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