SRF: Mehrere Krankenkassen hatten bis vor kurzem auf ihren Internetseiten nicht das ganze Angebot aufgeschaltet. Ältere und Kranke konnten keine Offerten auslösen oder erhielten Warnhinweise. Sara Stalder, Sie sind Geschäftsführerin der Stiftung Konsumentenschutz. Überrascht Sie die Trickserei der Krankenkassen?
Sara Stalder: Nein, diese Trickserei ist leider nichts Neues. Solche Sachen passieren auf allen Kanälen, auf denen die Kunden erreicht werden sollen, nicht nur auf Webseiten.
Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben mehrere Krankenkassen getrickst, darunter auch grössere. Wissen Sie welche?
Nein. Es ist ein grosses Manko, dass die Namen nicht genannt werden. Es nützt den Leuten nichts zu wissen, dass getrickst wird, wenn sie nicht erfahren, wer trickst. Wir werden diesbezüglich mit dem BAG im Gespräch bleiben.
Beim Abstimmungskampf um die Einheitskasse hatten die Krankenkassen Besserung versprochen. Und nun das. Worauf müssen sich die Versicherten noch einstellen?
Aufgrund der Änderung des Risikoausgleichs werden künftig nicht mehr nur die Alten und Kranken betroffen sein: Wir gehen davon aus, dass vermehrt jüngere, gesunde Leute in diese Masche geraten und nicht mehr lukrativ sind für die Krankenkassen.
Der Krankenkassenverband santésuisse begründet die Trickserei mit dem Wettberwerb – da werde mit harten Bandagen gekämpft. Ist das Geschäft der Krankenkassen tatsächlich so gnadenlos?
Hier gibt es nichts abzuschwatzen. Das Gesetz gibt vor, dass die Krankenkassen alle Leute übernehmen müssen und niemanden ausschliessen dürfen. Klar ist das Geschäft knallhart. Doch die grossen Geschäfte werden mit den Zusatzversicherungen gemacht, nicht mit der Grundversicherung.
Das BAG hat nun erstmals die Krankenkassen systematisch kontrolliert. Braucht es diese Überwachung ständig?
Ja, es braucht eine ständige Überwachung – nicht nur bei den Zusatzversicherungen sondern auch bei der Grundversicherung. Eine Behörde müsste beide Versicherungsarten unter die Lupe nehmen.
Das Gespräch führte Barbara Peter.