Am 1. Januar 2017 hätte es endlich so weit sein sollen, nach 15 Jahren Diskussion: Das Geld, das Ärzte für ihre Arbeit bekommen, hätte fairer verteilt werden sollen, sodass nicht mehr einige Spezialärzte zu viel verdienen.
Doch dieser Termin ist nun in Frage gestellt: «Es gibt Verzögerungen – auch weil die Tarifstruktur viel komplexer ist als man angenommen hat.» Das führe zu zeitraubenden Diskussionen unter den Ärzten, sagt Urs Stoffel von der Ärztegesellschaft (FMH).
Eigentlich hätte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) das neue System für die Bezahlung von Ärzten Ende Jahr anschauen und dann genehmigen sollen. Das klappt nun aber nicht. Urs Stoffel rechnet stattdessen damit, dass das Amt die Vorschläge der Ärzte bis Juni 2016 zu sehen bekommt – es wird also knapp mit der Inkraftsetzung auf 2017.
Gewisse Ärzte haben Angst
Warum aber ist diese Operation so schwierig? «Immer wenn es um Tarifrevisionen geht, um Neuberechnungen von Tarifen und Honoraren ist natürlich latent eine Angst da, dass man etwas verliert.»
In diesem Fall haben besonders Ärzte mit viel Technik in der Praxis Angst. Denn die Grundidee hinter dem neuen Abgeltungssystem ist, dass die Arbeit mit technischen Geräten – Röntgen etwa – leicht weniger Geld einbringt, der Kontakt mit Patienten – etwa im Gespräch – dafür leicht mehr. Die Krux dabei: Gesundheitsminister Alain Berset verlangt, dass das neue System insgesamt nicht teurer wird als das bisherige.
Bundesrat könnte eingreifen
Darüber und über den Zeitplan wollen die Ärzte im November nun noch einmal mit dem Bundesamt für Gesundheit reden: «Es hat Vorgaben, die wir so nicht ganz teilen können mit dem, was das BAG vorgibt. Da gibt es sicher noch einige Diskussionen zu gewissen Punkten.»
Das BAG will sich nicht äussern. Hinter den Kulissen ist man aber nicht erfreut über die Forderungen und Verzögerungen. Klar ist: Einigen sich die Ärzte nicht bald, könnte der Bundesrat ihre Bezahlung in Eigenregie festlegen.