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Schweiz Die Schweiz ist punkto Energiewende noch nicht auf Kurs

Mit einem neu lancierten Index wollen Umweltverbände aufzeigen, ob die Schweiz bei der Energiewende auf Kurs liegt. Beim Atomausstieg schneidet sie bisher schlecht ab. Dafür steht sie im Klimaschutz besser da.

Die Umweltorganisationen wollen überwachen, wie gut die Schweiz in verschiedenen Bereichen der Energiewende vorwärts kommt.

«Damit wir den richtigen Weg finden, brauchen wir einen Kompass, der zeigt, wo wir auf Kurs sind und wo wir nachlegen müssen», erklärte Thomas Vellacott, Chef von WWF Schweiz.

Der hierfür lancierte Index zeigt die Fortschritte der Schweiz in sieben Bereichen. Er stützt sich auf öffentliche Daten, die teilweise mit dem Zielszenario der Umweltorganisationen, teilweise mit demjenigen des Bundesrats verglichen werden.

Noch weit ab vom Zielkurs

Momentan ist die Schweiz nach Ansicht der Umweltorganisationen noch weit ab vom Zielkurs. Laut dem diesjährigen Index, der sich hauptsächlich auf Zahlen aus dem Jahr 2012 stützt, schneidet die Schweiz insbesondere bei der Energieeffizienz und beim Atomausstieg schlecht ab.

Energiewende-Index

Bei der Energieeffizienz gebe es zwar recht gute Tendenzen, sagte Kaspar Schuler, Leiter Klima und Energie Greenpeace Schweiz. Wegen des steigenden Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums reiche dies aber nicht aus. Im Bereich Atomausstieg hätten die Umweltorganisationen noch nichts erreicht, gab Schuler zu.

Auch bei den erneuerbaren Energien orten die Umweltorganisationen laut Schuler noch einen riesigen Nachholbedarf: «Wir legen zwar zu, aber es geschieht sehr, sehr langsam.»

Schuler: Schweiz kann sich Energiewende leisten

In drei Bereichen – Klimaschutz, Versorgungssicherheit sowie Wirtschaft und Soziales – hat die Schweiz laut dem Index immerhin zwei Drittel ihrer Jahresaufgaben gemacht. Das vergleichsweise gute Abschneiden im Bereich Wirtschaft und Soziales ist allerdings vor allem auf die im internationalen Vergleich tiefen Strompreise zurückzuführen.

Die Umweltorganisationen fordern jedoch, dass der «unbedachte Energieverbrauch» teurer wird – sie streben so genannte rückverteilte Lenkungsabgaben an. Die Energiekosten würden aber auch dann nicht aus dem Ruder laufen, sagte Schuler. «Die Schweiz kann sich die Energiewende leisten.»

«Von Bummelzug in TGV umsteigen»

Trotz der schlechten Bilanz dieses Jahr zeigten sich die Umweltorganisationen überzeugt, dass die Energiewende gelingen werde. Es brauche aber eine entschlossene Energiewende, und nicht eine halbherzige, mahnte Vellacott. «Wir müssen aus dem Bummelzug aussteigen und in einen ICN oder gar in einen TGV einsteigen», sagte Schuler.

Der Energiewende-Index wurde von der Umweltallianz und der Schweizerischen Energie-Stiftung in Zusammenarbeit mit Ernst Basler und Partner erarbeitet. Die Umweltallianz ist ein loser Zusammenschluss der vier grossen Umweltorganisationen Greenpeace, Pro Natura, VCS und WWF.

Botschaft des Bundesrats kommt bald

Der WWF hatte zusammen mit dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und dem Kanton Aargau auch den «Trialog Neue Energiepolitik» angestossen. Dieser soll ermöglichen, dass sich Wirtschaft und Umweltverbände in der umstrittenen Energiepolitik annähern.

Die Teilnehmer des Trialogs, darunter auch Vertreter der Energiebranche und der Telekommunikation, forderten letzte Woche vom Bund, dessen Energiestrategie 2050 in Teilen rascher umzusetzen. Der Bundesrat wird voraussichtlich bereits im Frühherbst die Botschaft zur Energiestrategie 2050 an das Parlament weiterleiten.

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