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Schweiz Die Zeiten der Milchschwemme sind vorbei

Für Milchprodukte müssen die Konsumenten ab Juni mehr bezahlen. Die Detailhändler reagieren damit auf den Entscheid der Branchenorganisation Milch, den Richtpreis für die Produzenten zu erhöhen. Der Grund: Nach Jahren des Überflusses wird die Milch knapp.

Bereits seit den Wintermonaten melken die Bauern nicht auf Hochtouren. Mitverantwortlich ist das schlechte Wetter. Die Natur ist im Rückstand, und auch der Mangel an Sonnenschein drückt auf die Qualität des Futters. Die Folge: Die Kühe geben weniger Milch.

Ein anderer Aspekt ist jedoch viel gewichtiger: Für viele Bauern lohne sich das Geschäft mit der Milch nicht mehr, sagt Daniel Gerber von der Branchenorganisation Milch (BOM) in der «Tagesschau».

Bauer fährt Milch zur Käserei.
Legende: Einst gab es viel zu viel, nun zu wenig: Milch wird knapp. Und teurer. Keystone

Von einer Unterkapazität will Gerber nicht sprechen. Die Situation für die Milchproduzenten sei jedoch unverändert schwierig. Tatsächlich stehen dieses Jahr rund 8400 Kühe weniger in den Schweizer Ställen als noch im letzten Jahr.

Martin Haab, Präsident der Bäuerlichen Interessensgemeinschaft für Marktkampf (BIG-M), ist selber Milchproduzent. Er kämpft seit Jahren für einen höheren Milchpreis. Kurzfristig könnten die Bauern vom Milchpreis zwar profitieren. Er mache sich aber Sorgen, ob mittelfristig genügend Milch produziert werden könne. Haab befürchtet, dass wegen der Milchknappheit sogar Milch importiert werden muss.

Einen Vorteil hat die Milchknappheit: Sie bringt den Butterberg zum Schmelzen. Im Juni 2011 hatte dieser noch sein Allzeithoch erreicht – mit über 10‘000 Tonnen gelagerter Butter. Verkäufe ins Ausland haben geholfen, den Butterberg zu verkleinern.

Und er schmilzt weiter: Im Vergleich zu letztem März hat er um 70 Prozent abgenommen. Milchverarbeiter wie Emmi brauchen derzeit jeden Liter, um andere Milchprodukte wie Rahm oder Joghurt herzustellen.

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