Auf sozialen Medien wie Facebook häufen sich begeisterte Beiträge und beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder von Dr. Juchheim-Kunden. Die Produkte des Arztes Dr. Jürgen Juchheim aus München sollen angeblich innerhalb von Minuten oder Stunden wirken – und Falten oder Cellulite wundersam verschwinden lassen.
Verkauft werden die Juchheim-Produkte unter anderem an Veranstaltungen à la Tupperware-Party. Günstig sind sie nicht: Eine «Bodylift-Ultra-Firming»-Crème kostet 160 Franken und eine Anti-Aging-Nachtcrème 200 Franken pro Dose.
«Die Haut brennt und juckt»
Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» will wissen, was an der Sache dran ist und kauft an einer Veranstaltung diverse Crèmen für rund 600 Franken. Unter anderem auch Anti-Cellulite-Crème für rund 130 Franken pro Dose.
Doch anstatt dem «Wow-Effekt» gibt’s lediglich einen «Au-Effekt»: Die Haut wird feuerrot und schmerzt: «Ich lag zwei Stunden auf der Polstergruppe und habe mich fast nicht getraut, mich zu bewegen. Es schmerzte und brannte dermassen.» Die Cellulite allerdings, die blieb.
Beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» melden sich weitere Hörer. Sie machen sich Sorgen um Freundinnen, die gut bezahlte Jobs an den Nagel hängen und plötzlich Juchheim-Produkte verkaufen: «Reife Frauen, die plötzlich alles stehen und liegen lassen».
Die Schwester eines SRF-Hörers ist Juchheim-Beraterin geworden. Sie wolle ihm ständig etwas verkaufen und ihn dazu motivieren, ebenfalls einzusteigen. «Das kann ich nicht. Ich lüge die Leute sicher nicht an und verspreche, dass die Sachen Wunder wirken, wenn ich überhaupt nicht überzeugt bin», sagt er gegenüber «Espresso».
Juchheim-Beraterinnen versprechen, diese Produkte seien «eine wahre Geldmaschine». Doch der Hörer bezweifelt, dass seine Schwester viel daran verdient. Wer Juchheim-Berater sein wolle, müsse pro Monat für mindestens 500 Franken einkaufen. Und das Zeug entweder verscherbeln oder andere Berater anwerben, die die Ware verkaufen. Er hofft, dass seine Schwester eines Tages die Augen öffnet und aussteigt. Bevor sie selber viel Geld verloren hat.
«Bilder lassen sich sehr leicht manipulieren»
Das SRF-Konsumentenmagazin legt die Vorher-Nachher-Bilder Peter Holzwarth von der Pädagogischen Hochschule Zürich vor. Er kennt sich mit Bildmanipulationen aus. Und warnt: Solche Vorher-Nachher-Effekte lassen sich sehr einfach herstellen – durch unterschiedliches Licht, unterschiedliche Winkel, durch Filter oder Ähnliches: «Ich kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit nachweisen. Aber die Vermutung ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass entweder vorher oder nachher Veränderungen vorgenommen wurden.»
Die Haut quillt kurzfristig auf
Auch Oberärztin Kristine Heidemeyer, Leiterin der ästhetischen Dermatologie am Inselspital Bern, legt «Espresso» die Bilder vor. Sie sagt: Dass Falten und Cellulite innerhalb von Minuten oder Stunden definitiv verschwinden, sei rein physikalisch gar nicht möglich. Das Geheimnis solcher Produkte sei häufig, dass sie die Haut kurzfristig aufquellen und deshalb temporär glatter erscheinen lassen. Von Cellulite-Crèmen rät die Dermatologin ganz generell ab. Bei anderen Salben ihr Tipp: Einfach nicht zu viel Geld ausgeben.