Als erstes EU-Land hat ausgerechnet das erzkatholisch geprägte Irland am Freitag in einer Volksabstimmung für die völlige Gleichstellung der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare gestimmt.
Nach diesem Ja zur Homoehe strebt nun auch die LGBT-Gemeinde in der Schweiz einen weiteren Schritt hin zur Institution Ehe für alle an – also die lesbischen, schwulen, bisexuelleen und transgender Menschen. Ginge es nach Ihnen, sollte dies in der Schweiz längst für alle möglich sein.
Schweizer Politik soll jetzt auch handeln
Maria von Känel vom Dachverband Regenbogenfamilien zu SRF News: «Die Reaktionen in den letzten 48 Stunden waren überwältigend.» Viele Menschen hätten angerufen und sich erkundigt, welchen Beitrag sie leisten könnten, um die Homoehe auch in der Schweiz einzuführen.
Lesben, Schwule, Bi- und Transmenschen sind ein Teil der Bevölkerung.
«Jetzt liegt es an der Politik zu handeln. Die Forderung ist klar: Die Ehe-Öffnung in der Schweiz beantragen.» Die Chancen stünden gut, so von Känel, dank der guten Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren von Menschenrechtsorganisationen und der LGBT-Gemeinde. «Sie haben aufzeigen können, dass Lesben, Schwule, Bi- und Transmenschen ein Teil der Bevölkerung sind.»
Erste Debatte in der Sommersession
Dies sieht auch die parlamentarische Initiative der Grünliberalen vor, die im Februar viel Zuspruch gefunden hatte und nun in der Sommersession besprochen wird.
Die politischen Knackpunkte bei der Debatte um die Homoehe sind das Adoptionsrecht und die Fortpflanzungstechnik. Diese wurde bereits zur Abstimmung für die eingetragene Partnerschaft explizit nicht erlaubt.
«Am umstrittensten ist laut Meinungsumfragen in der Bevölkerung, ob gleichgeschlechtliche Paare auch Kinder adoptieren dürfen. Hier wissen wir nicht, wie eine Volksabstimmung herauskommen würde», sagt der Politologe Georg Lutz zu SRF News.
Dieser Punkt werde deshalb in der parlamentarischen Initiative der Grünliberalen nicht mit der Frage der Homoehe verknüpft. Dies sei durchaus sinnvoll, so Lutz. «Das ist Teil des politischen Prozesses, um Mehrheiten finden zu können.»
Homoehe beschäftigt auch Vatikan
Die Ehe für alle ist nicht nur in der Schweiz Thema. Der Volksentscheid in Irland hat auch Auswirkungen auf die gesellschaftspolitische Diskussion im Vatikan. Dort tagt derzeit der Rat der Bischofssynode, um die Familiensynode im kommenden Oktober vorzubereiten.
Diese Woche wird auch Papst Franziskus an den Beratungen teilnehmen. Und viele Gläubige, vor allem in Europa, erhoffen sich von Franziskus eine Öffnung der Kirche in Familienfragen.
Der Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen ist unter ihm immerhin zu einem Thema geworden, das diskutiert wird. 2013 sagte er: «Wenn jemand schwul ist und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen.»
Katholische Kirche in Osteuropa strikt gegen Homoehen
Das sieht die katholische Kirche in Osteuropa offensichtlich anders als der Papst. In den letzten drei Jahren hatten drei Volksabstimmungen zum entgegengesetzten Ziel beigetragen:
- Am 1. Dezember 2013 stimmten die Bürger Kroatiens mit grosser Mehrheit dafür, das christliche Ehemodell in der Verfassung festzuschreiben. Die mächtige katholische Kirche hatte das Referendum gegen die Regierung durchgesetzt.
- Am 8. Februar 2015 scheiterte in der Slowakei ein Referendum, das die Rechte Homosexueller dauerhaft beschneiden sollte. Eine von der katholischen Kirche unterstützte «Allianz für die Familie» hatte ein Verbot der Homoehe durchsetzen wollen.
- In Slowenien, wo bereits 2012 eine Liberalisierung des Eherechts per Volksentscheid verhindert worden war, sammelte die von der katholischen Kirche unterstützte Initiative «Es geht um die Kinder» genug Stimmen für ein Referendum zur Verhinderung der Homoehe. Das slowenische Parlament erklärte am 25. März 2015 allerdings eine solche Volksabstimmung für verfassungswidrig.