Vor fünf Jahren lag erstmals ein gesamtschweizerischer Überblick zu jugendlichen Intensivtätern vor. Der Bund befragte dazu alle kantonalen und städtischen Polizeikorps. Das Resultat: Es gibt rund 500 solche Täter. Sie sind meist männlich, aus bildungsfremden Schichten, mit Migrationshintergrund.
Intensivtäter beobachten
Die Schweizerische Kriminalprävention, eine Fachstelle der Kantone, erhielt in der Folge den Auftrag, die Polizeiarbeit besser auf das Phänomen Jugendgewalt auszurichten. Das habe man seither tatsächlich getan, sagt Direktor Martin Böss. Er nennt spezielle Jugenddienste bei der Polizei oder Haus- und Lehrstellen-Besuchsprogramme zur Überwachung von Intensivtätern. Böss: «Man will ihnen das Gefühl geben, dass sie beobachtet werden.»
Gleichzeitig ist die Nachfrage nach geeigneten Präventionskampagnen gewachsen. Jede grössere Stadt probiert heute solche Mitmach- und Aufpass-Aktionen aus: Von Peacemakern auf Schulhöfen bis zu Sozialarbeiter-Patrouillen in der Ausgangsmeile. Es hat sich eine regelrechte Präventions-Industrie gebildet. Doch die Wirkung ist häufig umstritten.
Ziel ist ein Handbuch zur Gewaltprävention
Der Bund ist deshalb daran, diesen Angebots-Dschungel zu roden: Er lässt die einzelnen Projekte auf ihre Tauglichkeit überprüfen. Bis in zwei Jahren soll ein verlässliches Handbuch aufzeigen, was funktioniert und was nicht.
Tatsächlich gebe es viel Erfahrung zur Wirksamkeit aus anderen Ländern, sagt Thomas Vollmer. Er ist Leiter des Ressorts Jugendschutzprogramme beim zuständigen Bundesamt für Sozialversicherungen. Deshalb mache es wenig Sinn, dass sich jeder Kanton selber auf die Suche nach den relevanten Informationen mache. Der Bund wolle das Wissen bündeln und zur Verfügung stellen.
Knappe Gelder effizient einsetzen
Martin Böss von der Kriminalprävention ist gespannt auf die Ergebnisse. Für ihn ist schon heute klar, dass gewisse Projekte durchfallen werden: Zum Beispiel Midnight Basketball. Dabei werden Kids spätabends in Turnhallen eingeladen und sollen so von der Strasse ferngehalten werden. Dies gelinge zwar, sagt Böss. Doch: In einzelnen Fällen habe die Gewalt zu- statt abgenommen. Jugendliche seien durch das Angebot überhaupt erst in gewalttätige Milieus hineingerutscht. «Midnight Basketball ist für die Jugendprävention nicht geeignet», so sein Fazit.
Die Behörden werden lernen müssen, wo und wie sie ihre begrenzten Geldmittel richtig einsetzen.