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Bündel von weissen Netzwerkkabeln stecken in Computerracks.
Legende: Die Behörden haben noch keine sichere Verbindung, die auch bei einem längerem Stromausfall funktionieren würde. Reuters

Schweiz Ein längerer Stromausfall hätte fatale Folgen – noch

Bei einem längeren Stromausfall in der Schweiz können auch die Behörden nicht mehr miteinander kommunizieren. Im Katastrophenfall wäre das gravierend. Wie SRF-Recherchen zeigen, will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz deshalb rasch ein sicheres Datenverbundnetz einrichten.

Bös war das Erwachen nach einer grossen Sicherheitsverbundübung im November 2014: Bund und Kantone simulierten eine nationale Katastrophe mit Stromausfall, Strommangel während mehrerer Tage und einer Grippepandemie. Innert kürzester Zeit waren Bundesrat, Kantonsbehörden und die Betreiber von kritischen Infrastrukturen wie Atomkraftwerken oder Landesflughäfen nicht mehr in der Lage, Informationen auszutauschen. Der Schlussbericht zur Übung zog über die bestehenden Kommunikationssysteme das beunruhigende Fazit: «Auf diese Systeme wäre in einer lang andauernden Strommangellage kein Verlass.»

Ohne Kommunikation keine Rettung

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) empfiehlt dem Bundesrat deshalb dringend, ein sicheres Datenverbundnetz (SDVN) einzurichten, wie es in einem Bericht zur Zukunft der Alarmierungs- und Telekommunikationssysteme schreibt. Er existiert zurzeit im Entwurf. Die definitive Fassung soll der Landesregierung im ersten Quartal des nächsten Jahres unterbreitet werden.

Amtsdirektor Benno Bühlmann sagt, aus Sicht des BABS sei das sichere Datenverbundnetz prioritär. Denn wenn im Katastrophenfall der Strom über längere Zeit ausfalle und Behörden voneinander abgeschnitten seien, könne das verheerende Auswirkungen haben: «Ohne Kommunikation beispielsweise bei einer Feuerwehr gibt es keine Führung. Und ohne Führung gibt es keine Rettung – etwas plakativ dargestellt.»

100 Millionen Franken Investitionskosten

Das geplante sichere Datenverbundnetz soll mit Dieselgeneratoren bei den Anschluss- und Hauptknoten, die für die nötige Stromzufuhr sorgen, sicherstellen, dass die wichtigsten Behörden auch dann verbunden bleiben, wenn der Strom wegbleibt. «Dieses Vorhaben ist so konzipiert, dass die wichtigsten 120 Stellen in der Schweiz miteinander breitbandig mit Glasfaserkabeln verbunden werden, das System stromsicher für mindestens 14 Tage betrieben werden kann und es natürlich auch einen gewissen Schutz gegen Cyberattacken hat.»

Zurzeit seien für das SDVN im Finanzplan des Bundes noch keine Mittel vorgesehen, sagt Bühlmann. Sollte der Bundesrat das Vorhaben Anfang des nächsten Jahres genehmigen, müsse er deshalb zuerst eine Botschaft mit einem Verpflichtungskredit zuhanden des Parlamentes ausarbeiten. «Wir rechnen mit rund 100 Millionen Franken Investitionskosten. Und bei Endausbau mit Grössenordnung 20 Millionen Franken pro Jahr Betriebs-, Unterhalts- und Werterhaltungskosten.»

Frühestens 2023 in Betrieb

Das ist sehr viel Geld. Deshalb will das BABS das neue System nicht nur im Katastrophenfall nutzen, sondern permanent in Betrieb halten. Dann habe man auch die Gewissheit, dass es im Notfall funktioniere, sagt Bühlmann. Er rechnet damit, dass das Vorhaben frühestens im Jahr 2019 von Bundesrat und Parlament genehmigt werden könnte. Dann würde die Bauphase folgen. «Vorsichtig geschätzt wäre ein möglicher Betriebsbeginn in diesem Fall 2023.»

Bis 2023 kann man also weiterhin bloss hoffen, dass es nie zu einem länger andauernden Stromausfall in der Schweiz kommen möge.

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