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Schweiz «Ein Racheakt, bei dem Kinder nur noch Instrument sind»

Bei Grabs im Kanton St. Gallen sind zwei Mädchen und ihr Vater ums Leben gekommen. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Eine Psychologin wertet den Fall als erweiterten Suizid.

In einem ausgebrannten Auto im Gebiet Simmenbödeli sind am Sonntag die verkohlten Leichen von zwei Mädchen im Alter von zwei und fünf Jahren gefunden worden. In der Nähe lag ihr Vater mit schwersten Brandverletzungen, wie die Kantonspolizei St. Gallen mitteilt. Der Mann wurde in eine Spezialklinik geflogen, verstarb dort aber am frühen Abend.

Wie die beiden Mädchen ums Leben kamen, ist bisher noch nicht bekannt. Die Polizei geht aber davon aus, dass der Vater für die Tat verantwortlich ist. Die genauen Umstände werden noch abgeklärt. «Wir gehen davon aus, dass der Mann das Auto angezündet hat», sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi. Ermittelt werde in zwei Richtungen. Zum einen soll das Familienumfeld durchleuchtet werden. Zum anderen «wird das Institut für Rechtsmedizin die Todesursache der beiden Kinder klären», so Krüsi.

«Dem Partner etwas antun»

Die St. Galler Psychologin Ilse Scarpatetti sieht im Familiendrama in Grabs ein bekanntes Muster – einen erweiterten Suizid. Man wolle dem Partner etwas antun, erklärt die Psychologin. «Wenn ich es nicht haben kann, dann soll es der andere auch nicht haben.»

Ein solche Tat sei ein Racheakt, bei dem Kinder sind nur noch Instrument sind. Der Tunnelblick des Täters sei so eng, dass gar nicht mehr mit Vernunft argumentiert werden könne.

Die Mutter der beiden Mädchen hatte am Sonntagnachmittag die Polizei alarmiert, weil der 44-jährige Mann, von dem sie getrennt lebte, die Töchter unerlaubterweise bei einem Verwandten abgeholt hatte. Der Mann sei dann mit den Kindern geflüchtet, teilt die Polizei mit. Daraufhin sei sofort eine Fahndung eingeleitet worden.

Fahrzeug in Waldlichtung ausgebrannt

Kurz nach der Alarmierung der Polizei durch die Mutter, ging bei der Notrufzentrale eine Meldung über ein brennendes Auto im Gebiet Simmenbödeli ein. Dabei handelte es sich um das Fahrzeug des gesuchten Mannes, welches in einer Waldlichtung brannte.

Gemäss Krüsi war der Mann der Polizei bekannt, «jedoch nicht wegen Gewalt im Familienumfeld». Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen habe jetzt, in Zusammenhang mit dem Familiendrama, ein Strafverfahren eröffnet. Die Mutter werde psychologisch betreut.

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