Sie sind leise, sparsam und produzieren kaum Emissionen. Die Vorteile strombetriebener Fahrzeuge scheinen offensichtlich. Doch sie sind auch teuer in der Anschaffung und haben vergleichsweise oft eine geringe Reichweite.
Nun wagen sich Coop und Feldschlösschen an die strombetriebenen Fahrzeuge. Ab August bringt Feldschlösschen den 18-Tonnen-Elektro-Lastwagen für Getränkelieferungen in der Region Zürich zum Einsatz. Bei Coop dauert es noch etwas. Denn der Laster wird zuerst noch mit dem grössten mobilen Solardach der Schweiz bestückt. Dieses soll das Kühlaggregat des Wagens unterstützen.
Laut Marcel Gauch von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA ist das Fahrzeug vielversprechend.
«Ich habe einen sehr guten Eindruck von dem LKW. Der Beweis dafür wie gut er im Alltag funktioniert muss aber erst noch erbracht werden.» Gewisse Vorteile seien aber offensichtlich. So kann sich beispielsweise die Batterie des Fahrzeuges beim Bergabfahren wiederaufladen.
Trotzdem werde sich die neue Technologie laut Gauch nur schwer durchsetzen. «Die Skepsis gegenüber Elektrofahrzeugen besteht bereits bei kleinen Autos, da werden es grosse Fahrzeuge nicht einfacher haben.»
Mehr Akzeptanz schaffen
Strombetriebene Fahrzeuge haben einen schweren Stand in der Schweiz. Laut dem Bundesamt für Statistik wurden im Jahr 2012 gerade mal 924 neue Elektrofahrzeuge registriert. Seit 1997 sind es insgesamt nur deren 2‘079. Die geringe Nachfrage ist laut Gauch auch auf das noch kleine Angebot zurückzuführen. Durch dieses seien die Preise immer noch sehr hoch.
«Was es braucht ist eine grössere Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Fahrzeuge», so Gauch. Doch für die Zukunft ist er zuversichtlich. «Es ist normal, dass neue Technologien zu Beginn noch etwas vor sich herumdümpeln.» Laut der Studie «Chancen und Risiken der Elektromobilität in der Schweiz», des «Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung» (TA-Swiss), dürften sich die Zahlen in nächsten Jahren stark verändern. Das Institut geht davon aus, dass 2025 jedes zehnte verkaufte Auto ein Elektrofahrzeug sein wird. Gleichzeitig, so die Studie, gehe die Zahl der Käufe herkömmlicher Autos zurück. Im Jahr 2035 dürften gar mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden als Diesel- oder Benzinbetriebene.
Eingerechnet sind hier auch sogenannte Plug-In-Hybridfahrzeuge. Wie bei herkömmlichen Hybridfahrzeugen haben sie einen Elektro- und einen Verbrennungsmotor eingebaut. Im Gegensatz zu den klassischen Hybridautos können die Akkus aber direkt an der Steckdose geladen werden und sind nicht direkt auf den Verbrennungsmotor angewiesen.
Rahmenbedingungen schaffen
Für Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Betriebs- und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, rechnen sich Elektrofahrzeuge aber noch zu wenig. Die Kosten sind laut Dudenhöffer im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen zu hoch. «Die Elektroautos der grossen Hersteller floppen. Am Anfang gab es zwar noch einen gewissen Ankurbelungs-Effekt, dieser liess aber schnell nach.»
Wolle man die Fahrzeuge fördern, brauche es politisches Engagement und flankierende Massnahmen so Dudenhöffer gegenüber SRF. «Man muss Rahmenbedingungen schaffen in welchen Strombetriebene Fahrzeuge ökonomisch sinnvoll sind.» Am besten geschehe dies, indem man die Abgaben für herkömmliche Fahrzeuge erhöht.
Ab 2020 wird dies in der EU der Fall sein. Dann tritt eine Regelung in Kraft, welche verlangt, dass Neuwagen im Durchschnitt nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. In der Schweiz gilt aktuell ein Limit von durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro Kilometer. Importeure, deren Autos diesen Wert überschreiten, müssen Strafzahlungen leisten.
Aktuell erarbeitet das Bundesamt für Energie (BFE) einen Masterplan für eine Strategie zur Förderung der Elektromobilität, dieser soll es der neuen Technologie erleichtern im Markt Fuss zu fassen. Bis September 2013 läuft zudem auch die Ausschreibung «Vorzeigeprojekte im Bereich Elektromobilität» des BFE, mit welcher förderungswürdige Vorzeigeprojekte gesucht werden.