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Schweiz Energieetikette für Autos wird verschärft – Offroader profitieren

Schweizer lieben grosse Autos: Fast 40 Prozent der Neufahrzeuge sind SUV (Sport Utility Vehicles), auch Offroader genannt. Solche Grossfahrzeuge gelten landläufig als Spritfresser. Aber neue Autos verbrauchen immer weniger Treibstoff. Deswegen wird die Energieetikette auf den 1. August verschärft.

Die Schweiz ist ein Land der Autofahrer, und Schweizer lieben grosse Autos: Darum sind bald die Hälfte der neu zugelassenen Fahrzeuge SUV (Sport Utility Vehicles), auch Offroader genannt. Wer nun glaubt, dass diese grossen und schweren Wagen einfach nur Spritfresser sind, der täuscht sich.

Laut der Energieetikette für Personenwagen des Bundes können auch SUV als besonders effizient gelten. Möglich ist das, weil dem Gewicht bei der Kategorieneinteilung eine grosse Rolle eingeräumt wird. Und die Zahlen zeigen: Neue Autos, ob leicht oder schwer, verbrauchen immer weniger Treibstoff. Darum wird die Energieetikette auf den 1. August verschärft.

Grafik: Farbige Balken der Energieetikette mit den farbigen Kategorie A bis G.
Legende: Die Kriterien für die Bestimmung der Energieeffizient von Fahrzeugen der Kategorie A bis G. SRF

Die Energieetikette ist für Neuwagen obligatorisch: Alle Neuwagen werden in sieben Kategorien eingeteilt: von A – wie besonders effizient – bis G – wie gar nicht effizient. Mit diesem einfachen Schema erfährt ein Autokäufer, ob sein Wunschfahrzeug ein ökologisches Vorzeigefahrzeug oder eine Drecksschleuder ist.

Für den Autoimporteur Marco Belfanti von der Auto Höngg ist die Energieetikette primär eine Hilfe beim Autoverkauf: «Leute im urbanen Gebiet kaufen sicher mehr Autos mit Energieeffizienz A, Wenn jemand im Bündnerland wohnt und einen 4x4-Antrieb benötigt, hat er ganz andere Präferenzen, dann ist das sekundär. Er schaut dann vielleicht schon noch auf die Etikette, aber erst, wenn er seine Auswahl getroffen hat.»

Gleiche Energieeffizienz für SUV und Kleinwagen

Bei der Berechnung der Effizienzkategorie spielt nicht nur der absolute Treibstoffverbrauch eine Rolle, sondern auch das Verhältnis zum Gewicht und der Treibstoffart des Fahrzeugs.

Im Vergleich zwischen einem Wagen der Mikroklasse und einem SUV oder Offroader verbraucht der Geländewagen laut Werksangaben über einen Liter mehr Treibstoff pro 100 Kilometer und ist gut 800 Kilogramm schwerer als das Fahrzeug der Mikroklasse. Trotzdem sind beide Autos in der Effizienzkategorie A eingeteilt.

Schwere Autos sind Energiefresser

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Das stört Jürg Burri von der schweizerischen Energiestiftung gewaltig. Entscheidend bei der Energieetikette und beim Energieverbrauch beim Auto sei das Gewicht. Ein schweres Auto sollte so transparent klassiert sein, dass der Energieverbrauch sauber abgebildet ist. «Es darf nicht sein, dass der Konsument das Gefühl hat, das es schwere Panzer gibt, die energieeffizient sind, sondern er muss wissen: Ein schweres Auto ist ein Energiefresser, und ein leichtes Auto ist ein effizientes Fahrzeug», meint Buri.

Dass das Fahrzeuggewicht bei der Berechnung eine Rolle spielt, ist im Sinne der Autogewerbes. Urs Wernli, Zentralpräsident des Autogewerbeverbandes Schweiz (AGVS), verteidigt den Umstand, dass auch schwere Autos als energieeffizient gelten können.

Für Wernli steht der Nutzwertcharakter eines Autos im Vordergrund. «Wenn Sie ein Auto mit sieben oder neun Plätzen haben, brauchen Sie eine gewisse Karosseriegrösse, das Gewicht ist dann vorgegeben. Wenn Sie dann eine eher tiefe Motorisierung haben, dann haben Sie einen guten Energiewert.»

Grafik: Rückgang des durchschnittlichen Treibstoffverbrauchs.
Legende: Der Treibstoffverbrauch bei Fahrzeugen ist zwischen 1996 und 2014 im Durchschnitt von 9 auf 6,1 Liter zurückgegangen. SRF

Treibstoffverbrauch nimmt ab

Es ist Tatsache, dass leichte und schwere Autos im Durchschnitt immer weniger Treibstoff verbrauchen. Waren es 1996 noch durchschnittlich 9 Liter pro 100 Kilometer, sind es heute mit 6,1 Litern ein Drittel weniger.

Das Bundesamt für Energie hält es für richtig, dass auch schwere Autos mit einem A kategorisiert werden können. Grundsätzlich gehe die Entwicklung in die richtige Richtung.

Ziel ist weiter sinkender Treibstoffverbrauch

Laut Christoph Schreyer, Leiter Mobilität im BFE, wirken ganz unterschiedliche Einflussfaktoren. Zum einen die technische Entwicklung auf der Seite der Hersteller. «Die haben es geschafft, mit moderneren Motoren, mit Leichtbau, oder mit Hybrid-Fahrzeugen effizientere Fahrzeuge herzustellen. Andererseits sind auch die Konsumenten umwelt- und verbrauchssensitiver geworden, und da hat wohl auch der Treibstoffpreis eine Rolle gespielt», sagt Schreyer.

Das Bundeamt hofft, dass dank der jährlichen Verschärfung der Kategorien für die Energieetikette der Treibstoffverbrauch auch von schweren Autos weiter sinkt und so immer mehr energieeffiziente Fahrzeuge verkauft werden.

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