Markus Allemann schüttelt den Kopf. Nein, den Schneid abkaufen lasse man sich nicht, sagt der Co-Geschäftsführer von Greenpeace: «Im Gegenteil, ich habe das Gefühl wir sind gestärkt aus dieser Krise herausgegangen. Es ist uns gelungen, viele Leute und Staaten zu mobilisieren. Und wir haben im Greenpeace-Netzwerk eine globale Zusammenarbeit aufgebaut, die es vorher nicht gegeben hat.»
«Weniger gewagte Aktionen kommen nicht in Frage»
Aber dass die russischen Behörden mit gezückten Waffen und Warnschüssen gegen die Greenpeace-Leute vorgingen, hat Allemann erschreckt. Trotzdem will die Organisation die Kampagne gegen Ölbohrungen in der Arktis weiterführen.
Weniger gewagte Aktionen, das komme nicht in Frage, sagt Allemann. «Das wird nicht die Lehre sein, die wir aus diesem Fall ziehen. Es ist unsere DNA, dass wir mit Aktivisten direkte Konfrontationen eingehen, wenn wir es für nötig halten und wenn andere Wege keine Resultate bringen.»
Doch zuerst will man erreichen, dass Russland das Schiff «Arctic Sunrise» frei gibt. Auch die Kaution von 1,5 Millionen Euro soll Moskau zurückzahlen, die Greenpeace für die Freilassung der Aktivisten hinterlegt hat.
Dass die Medien mehr über das Schicksal der Aktivisten berichteten als über die Arktis-Kampagne und die Aktion deshalb kontraproduktiv gewesen sei, weist Allemann zurück. Klar habe das Schicksal von Marco Weber bewegt. «Aber trotzdem hat immer auch das Anliegen dahinter – der Schutz der Arktis – mitgeschwungen. Und es wurde mehr über die Arktis berichtet, als vor der Aktion.»
Keine Aktionen in Russland mehr
Die Organisation will also weiterfahren wie bisher. Und sie hat Aktivisten wie Marco Weber, die dazu bereit sind: «Ich bin gewillt, persönliche Risiken einzugehen, wenn ich mich damit für die kommenden Generationen einsetzen kann», sagte Weber.
Wo die Grenze dieses Idealismus liegt, wird sich zeigen, sollte eine Aktion einmal wirklich schiefgehen. Doch an Aktionen Russland will sich Weber aus juristischen Gründen nicht mehr beteiligen.