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Die E-Mail-Gauner passen ihre Betrugsversuche dem aktuellen (Welt)-Geschehen an. Sie erfinden berührende Opfer-Geschichten um Katastrophen wie zum Beispiel um das Erdbeben in Nepal, dem Flugzeugabsturz bei Germanwings oder dem Leid in Kriegsgebieten wie Syrien: «Ich schreibe Ihnen, um Ihnen privat meine Qual in Syrien mitzuteilen», heisst es im Mail eines Marwan Abadi. «Mein Vater wurde getötet und sein Unternehmen niedergebrannt, weil er Rebellen unterstützt hat.»
Absichtlich mit Fehlern gespickt
Nun soll man ihm helfen, 11 Millionen Franken in die Schweiz zu schaffen. Das Geld lagere bereits in einem Diplomatenkoffer am Zürcher Flughafenzoll. Als Dank gäbe es 1 Million in bar aus dem Koffer. Aber: Der müsse noch verzollt werden. Das koste 8000 Franken.
Das Prinzip ist immer dasselbe: Zuerst gaukeln Gauner einen Gewinn vor. Dann verlangen sie im letzten Moment einen Vorschuss für frei erfundene Gebühren. Was man nicht ahnt: Hinter den Mails steckt Professionalität. So schreiben Betrüger manchmal bewusst in schlechtem Deutsch. Denn wer auf solche Mails antwortet, scheint nicht besonders kritisch zu sein. So filtern Banditen unter den zehntausenden verschickten Mails die Opfer heraus.
«Endlich hab ich mal Glück»
Bei der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) melden sich immer wieder Leute, die sehr viel Geld verloren haben. «Das geht von mehreren Tausend Franken bis zu unteren Millionen-Beträgen», sagt SKP-Direktor Martin Boess. «Das sind Leute, die das Gefühl gehabt haben, ‹jetzt bin endlich ich mal der, der profitiert› und dann ihr gesundes Misstrauen, über Bord geworfen und einbezahlt haben.»
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Hinter dem Betrug steckt eine weltweit agierende Bande krimineller Kleinunternehmer. Bekannt sind die Betrügereien unter dem Stichwort «Nigeria Connection». Denn in Nigeria startete diese Art von Betrug in den Achtziger Jahren. Zuerst wurden Briefe verschickt, dann Faxe und seit Mitte der 90er-Jahren E-Mails.
Immer geht es um gigantischer Summen: Man habe bei Euro-Millions gewonnen oder es steht unverhofft eine Millionen-Erbschaft eines fernen Verwandten in Aussicht. Dieselben Betrüger verschicken auch gefälschte E-Mails von Postfinance, Apple oder eine Gewinnmitteilung von Google. Dann ist im Mail meistens ein Virus versteckt.
Wer antwortet, ist besonders interessant
«Kassensturz» recherchierte beim Fall des vermeintlichen syrischen Flüchtlings und bei einer vermeintlichen Millionen-Erbschaft jeweils drei Monate lang verdeckt. Nach dutzenden Mails über falsche E-Mail-Adressen auf beiden Seiten und nach diversen Telefongesprächen über anonymisierte Prepaid-Handys konnte ein «Kassensturz»-Reporter die Banditen treffen – und filmen.
Die Spezialisten der Schweizerischen Kriminalprävention warnen allerdings davor, auf solche Mails zu antworten. Denn so gelangten Betrüger an wertvolle Adressen. Martin Boess, Direktor Schweizerische Kriminalprävention: «Wer auf einen solchen Betrugsversuch geantwortet hat, ist eine sogenannte warme Adresse. Die Betrüger wissen dann, hinter der Adresse steckt jemand, der ein gewisses Interesse zeigt. Das zieht sie magisch an.»