Der Fichte wird es im Mittelland zu heiss und zu trocken. Das ist die Prognose der Forschungsanstalt Wald Schnee und Landschaft (WSL). Die Fichte werde sich in höhere Gebiete zurückziehen, sagt Waldforscher Peter Branger von der WSL: «Wenn es trockenere Jahre gibt, dann erwarten wir, dass Bäume im Mittelland von Borkenkäfern befallen werden und absterben.»
Den Waldbesitzern empfiehlt Branger, künftig vermehrt auf andere Bäume zu setzen, zum Beispiel auf die Tanne, Buche oder Eiche.
Bau baut auf Nadelhölzer
Das sieht Michael Meuter von Lignum, dem Branchenverband der Schweizer Holzwirtschaft, anders. Sein Verdikt lautet: Mehr Tannen, aber nicht mehr Buchen und Eichen. Denn die ganze Bauindustrie und damit die baulich Anwendung von Holz basiere auf Nadelhölzern – auf Fichten und Tannen. Laubholz sei nicht lukrativ.
Es gibt noch einen anderen Weg, den die Waldforscher der Holzwirtschaft empfehlen: Fremde Arten anpflanzen, die in der Schweiz nicht heimisch sind und die Trockenheit besser vertragen – etwa die Douglasie. Die ersten dieser amerikanischen Riesentannen wurden vor 150 Jahren in der Schweiz angepflanzt.
Doch Marcus Ulber von der Umweltorganisation Pro Natura wehrt sich gegen fremde Baumarten: «Sie verdrängen häufig einheimische Arten. Sie gefährdend das natürliche Ökosystem. Man schafft auf längere Sicht mehr Probleme als man löst.»
Wald bedeutet Arbeitsplätze
Auch viele Förster wollen keine fremden Arten. Den Sägereien und Holzverarbeitern geht es dagegen weniger um Artenschutz, sondern vor allem um wirtschaftliche Interessen, wie Michael Meuter sagt: «Es geht nicht nur darum, dass wir in Zukunft einen Wald haben. Es geht auch darum, dass wir eine Wald- und Holzwirtschaft haben. Im Moment sind das 80‘000 Arbeitsplätze.» All diese Menschen bräuchten Einkommen.
Meuter stellt in der Branche eine grosse Verunsicherung fest: Die Holzwirtschaft ist bereits jetzt bedrängt durch billiges Importholz. Heute muss sie entscheiden, welche Bäume in 100 Jahren gefällt werden sollen. Keine leichte Aufgabe.