Frühling 2015: Der umstrittene Präsident Burundis, Pierre Nkurunziza, ehemaliger Sportlehrer und Fussballfan, will sich für eine dritte Amtszeit wählen lassen. Nach Ansicht von vielen ein klarer Verfassungsbruch. Darauf kommt es zu blutigen Unruhen.
Und da kommt Sepp Blatter ins Spiel: Der frühere Fifa-Präsident soll Nkurunziza von einer Wiederwahl abhalten – im Auftrag des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA).
So jedenfalls schildert es Blatter in einer Art Biografie. Am Rande der Buchvernissage erzählt Blatter nochmals, wie es dazu kam: «Der Staatssekretär des EDA ist zu mir gekommen und sagte, ich solle schauen, dass man den Präsidenten von Burundi davon überzeugt, etwas für den Fussball zu machen.» Der damalige Fifa-Präsident Blatter, 17 Amtsjahre, sollte also den Fussballfan Nkurunziza, 10 Amtsjahre, vom Präsidentenstuhl weglocken.
Botschafterposten für Nkurunziza
Lass doch diese dritte Amtszeit, komm lieber zur Fifa, lautete das Ziel. Das Angebot: «Er könnte Botschafter für den Fussball werden, für den guten Zweck, die Gesundheit, Entwicklung, l'espoir (Hoffnung).» Unter dem Strich hätte aus ihm also ein Botschafter für recht viele gute Sachen werden können. Aber, erzählt Blatter weiter: «Einige Tage später sagte er, nein, er mache das nicht.»
Das EDA bestätigt schriftlich: Ja, es gab einen Kontakt zwischen Staatssekretär Yves Rossier und Sepp Blatter. Aber das EDA habe Präsident Nkurunziza nie aufgefordert, sich nicht mehr der Wahl zu stellen. Die Schweiz engagiere sich schon lange für Frieden im bürgerkriegsgeplagten Burundi. Überdies sei es nicht unüblich, zur Problemlösung auch einmal einen Nicht-Diplomaten beizuziehen.
Da stellt sich die Frage: Mischte sich die Schweiz hier gegen alle Gepflogenheiten in die Angelegenheiten eines fremden Staates ein? Die Antwort könnte heissen: Nein, sofern Nkurunziza mit seiner Wiederwahl tatsächlich die Verfassung gebrochen hat.
Nur ist dies offenbar umstritten. Aber manchmal heiligt der Zweck in der Diplomatie die Mittel. Das wäre hier der Fall gewesen, wenn Blatter den machthungrigen Präsidenten tatsächlich auf einem Fifa-Botschafter-Posten versorgt hätte und wenn das die Lage in Burundi beruhigt hätte. Aber das ist gründlich misslungen.