Zum Inhalt springen
Gebäude mit Flammen-Projektion an der Wand
Legende: Flammen am Uni-Spital von Genf: Die Lichtprojektion sollte Bombardierungen von Kliniken nachzeichnen. Keystone

Schweiz Flammender Protest in Genf gegen Angriffe auf Spitäler

Die Angriffe gegen Spitäler nehmen in Krisenregionen rund um den Erdball weiter zu. Gegen diese Attacken sind am Montagabend zahlreiche Menschen am Genfer Universtitätsspital auf die Strasse gegangen. Eine jüngst im syrischen Aleppo bombardierte Klinik gilt mittlerweile als nicht mehr nutzbar.

Das Genfer Universitätsspital ist am Montagabend vor einer Zuschauermenge in Licht-Flammen aufgegangen.

Gedenken an US-Angriff

Mit der Aktion gedachte die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) dem US-Angriff auf ihr Spital im afghanischen Kundus vor genau einem Jahr. «Wir sind hier, um unsere Traurigkeit und Bestürzung, aber auch unsere Empörung auszudrücken. Der 3. Oktober bleibt ein schwarzer Tag», sagte MSF-Präsidentin Joanne Liu vor der versammelten Menge. Kerzen wurden entzündet.

Der Anlass stand unter dem Motto #NotATarget («Keine Zielscheibe»). Die Angriffe auf Spitäler hätten mit dem Fall in Kundus nicht aufgehört, sagte Liu weiter. Sie verwies dabei auf Attacken auf Spitäler und medizinische Einrichtungen im Jemen und in Syrien in diesen Tagen. «Während ich hier spreche, wird in Aleppo ein Blutbad angerichtet.»

Kampfflugzeuge als Lichtspiel an Spital

Auf das Genfer Spitalgebäude wurde ein Lichtspiel projiziert, das Kampfflugzeuge zeigte, die Bomben abwerfen sowie Bilder von Explosionen und Patienten, Ärzten und Pflegern hinter zerbrochenen Fenstern.

Lichtspiel an Genfer Uni-Spital
Legende: Protest in Genf gegen Angriffe auf Spitäler. Keystone

Beim einstündigen Angriff von US-Kampfflugzeugen am 3. Oktober 2015 kamen 42 Menschen ums Leben. 14 von ihnen waren Mitarbeiter der Hilfsorganisation. Das US-Verteidigungsministerium sprach von einem irrtümlichen Angriff und machte dafür menschliche Fehler und Materialversagen verantwortlich.

«Krankenhaus nicht mehr nutzbar»

Das grösste Spital im von syrischen Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos wurde von seinen Betreibers derweil als «völlig zerstört» bezeichnet.

Mehr zum Thema

Die Klinik M10 gebe es nicht mehr, teilte die Syrian American Medical Society (Sams) über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit. «Das Krankenhaus ist nicht mehr nutzbar», hiess es in der Mitteilung. Es bestehe die Gefahr für das Personal, dass das beschädigte Gebäude auf die Kellergeschosse stürze. Drei Techniker seien durch die jüngsten Luftangriffe am Montag getötet worden.

Beobachter: Gezielter Angriff auf Klinik

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, das Krankenhaus sei «gezielt» aus der Luft angegriffen worden. Die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen. Wer das Spital angegriffen hat, wurde zunächst nicht klar.

Die Klinik war zuletzt auch mit Fassbomben attackiert worden, wie die Betreiber mitteilten. Die medizinische Versorgung in Kliniken im rund 250'000 Einwohner zählenden Ostteil Aleppos ist kaum noch möglich.

Moskau: Keine Luftangriffe auf Spitäler

Russland bezeichnete seine Luftangriffe an der Seite der syrischen Armee unterdessen als «höchst effektiv». Vize-Aussenminister Gennadi Gatilow sagte laut russischen Nachrichtenagenturen, die Luftangriffe hätten Dschihadisten daran gehindert, das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. «Aus dieser Perspektive ist unsere Beteiligung höchst effektiv, insbesondere jetzt, da sich die Lage rund um Aleppo verschlechtert hat», sagte der Minister.

Zugleich wies Gatilow Vorwürfe, dass Russland «medizinische Einrichtungen, Krankenhäuser, Schulen» bombardiere, als «gegenstandslos» zurück. Nach Darstellung Moskaus werden von der eigenen Luftwaffe in Syrien nur Dschihadisten und «Terroristen» angegriffen. Der Westen dagegen wirft den russischen Verbänden vor, auch gemässigte Rebellen und Zivilisten anzugreifen.

Meistgelesene Artikel