Duschen ohne Duschvorhang verursacht Wasserschäden, der Wasserhahn wird nach Gebrauch wieder zugedreht, der Backofen ist nicht als Heizung gedacht – Fakten aus dem Alltag, die in der Schweiz geläufig sind. Doch wenn Flüchtlinge nach den Durchgangszentren in eine Mietwohnung wechseln, betreten sie oftmals Neuland. Das Flüchtlingswerk der Heilsarmee bietet den Neuankömmlingen deshalb Nachhilfe an zum Thema «Wohnen in der Schweiz».
Flüchtlinge sind interessiert
In Kursen lernen die Flüchtlinge mit Piktogrammen die Regeln und Tücken rund ums Wohnen in der Schweiz. Teilnehmer eines solchen Kurses ist unter anderem der Eritreer Tekle Kifle. Gegenüber der «Tagesschau» sagt er: «Ich habe gelernt, wie man Energie sparen kann.» Sein Landsmann Bereket Mehlri ergänzt: «Man soll nicht laut mit seinen Kollegen sprechen, wenn die Nachbarn schlafen.»
Die Flüchtlinge sind sehr wissbegierig und wollen lernen, wie der Wohnalltag in der Schweiz funktioniert. Wenn Fehler passieren, dann zumeist aus Unwissenheit. Nicht jeder Flüchtling braucht dieselben Informationen. Fabienne Notter, Leiterin Asylkoordination der Heilsarmee Burgdorf, erklärt: «Manche Flüchtlinge kommen aus Regionen, wo sie das Wasser aus dem Fluss holten, denen zeigen wir, wie man sparsam mit Wasserhahnen umgeht. Andere waren früher so wohlhabend, dass sie noch nie eine Küche geputzt haben, denen zeigen wir, wie man richtig putzt.»
«Regeln» aus den Unterlagen der Heilsarmee
Skepsis bei Vermietern ist gross
Solche Kurse zum Thema Wohnen begrüsst der Präsident des Hauseigentümerverbands. Er findet sie sogar zwingend: «Es kann nur funktionieren mit Begleitung – ohne Begleitung geht das nicht», ist Ansgar Gmür überzeugt. Das seien andere Kulturen, die Flüchtlinge seien sich andere Lebensweisen gewohnt.
Die Skepsis bei Vermietern und Hausbesitzern sei sehr gross, so Gmür. Viele Vermieter befürchten Schäden, wenn Wohnungen ohne Hilfestellungen den Flüchtlingen überlassen werden. «Das Schlimmste ist, wenn man Flüchtlingen einfach eine Wohnung gibt und sagt: ‹Schaut mal selber.›» Vermieter wie Gemeinden müssten frühzeitig in den Prozess einbezogen werden und Hilfe bekommen, meint Gmür. Eine gute Anlaufstelle sei die Heilsarmee.
Heilsarmee übernimmt Mietvertrag
Die Heilsarmee berät seit vielen Jahren in dem Bereich, so etwa im Kanton Bern. Hier helfen Mitarbeiter des Sozialwerks auch beim Einzug in die Wohnung. Fabienne Notter weiss: «Die Vermieter sind in der Regel eher skeptisch. Genau darum schauen wir, dass wir den Mietvertrag über uns laufen lassen können.» Die Heilsarmee organisiere zudem eine Haftpflichtversicherung für die Flüchtlinge und mache regelmässig Wohnungkontrollen, so Notter.
So liessen sich die allermeisten Wohnhürden meistern. Allerdings gibt es Angebote wie diese längst nicht in allen Kantonen.