Die Lehrer zweifeln am Fremdsprachenkonzept – und stellen Forderungen an die Erziehungsdirektoren.
Kritik an Noten
So sollen die Fremdsprachen in der Primarschule nicht mehr benotet werden. Noten führten zu Leistungsdruck statt zu einer «Begegnung mit Sprache und Kultur».
Weiter forderte der Lehrer-Dachverband LCH an seiner Delegiertenversammlung in Baden (AG): Grosse Klassen sollen zusätzliche Lehrkräfte erhalten. Letztere sollten sich zudem auf Wunsch für den Fremdsprachenunterricht auf der Primarstufe weiterbilden können – kostenlos und während der Arbeitszeit.
Flickenteppich statt Harmonisierung
Erschwerend kommt laut den Lehrern hinzu, dass unter den Kantonen die Harmonisierung fehlt. Die Schweiz gleiche einem Flickenteppich. Einem Sechstklässler, der von Uri nach Zürich ziehe, fehlten fast fünf Jahre Englisch. Die zweite Landessprache und Englisch müssten in allen Deutschschweizer Kantonen gleichzeitig eingeführt werden.
Beat Zemp, Präsident des Lehrer-Dachverbandes sieht jedoch keine rasche Besserung: «Ich glaube nicht mehr daran, dass die Kantone bezüglich Dauer und Reihenfolge und Wählbarkeit oder Obligatorium eine einheitliche Lösung schaffen», sagte er gegenüber SRF.
Nur noch Wahlpflichtfach
Für die Kantone, die dem HarmoS-Konkordat aus dem Jahr 2009 beigetreten sind, ist eine Vereinheitlichung des Fremdsprachenunterrichts bis 2015 verbindlich. Eine erste Fremdsprache muss spätestens in der 3. Klasse, eine zweite spätestens ab der 5. Klasse unterrichtet werden.
Dies wollen die Lehrer aber ändern, sollten die in ihrer Resolution erhobenen Forderungen nicht erfüllt werden. Die zweite Sprache soll in diesem Fall zum Wahlpflichtfach werden. Sprich: Die Eltern entscheiden über eine zweite Fremdsprache.
Die Situation im Fremdsprachenunterricht soll bis zum Schuljahr 2015/16 klar verbessert werden, fordern die Lehrer. Nur so bestehe die «reelle Chance für einen gelingenden Fremdsprachenunterricht».
Erziehungsdirektoren bitten um Geduld
Der Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, Christian Amsler, fordert allerdings Geduld von den Lehrern. Er sprach sich vor den LCH-Delegierten dagegen aus, «mitten in einem Prozess die Reisslinie zu ziehen.» Die Harmonisierung sei eine anspruchsvolle Aufgabe, für die es einen langen Atem brauche.